Hamburger Student Holger Junghans fordert in seiner Arbeit: Keine Zuschüsse mehr für Theater, Vereine und den Frauentreff.

Bad Bramstedt. Der Bürgermeister soll weg. Das Tourismusbüro muss schließen. Zuschüsse für Theater und Kur-Veranstaltungen fallen flach. Die Ideen klingen für die Ohren altgedienter Verwaltungsleute und Kommunalpolitiker befremdlich bis erschreckend, doch der Hamburger Holger Junghans fordert das allen Ernstes. Es geht ums Geld - es muss gespart werden.

Mit der Sanierung des vor Schulden strotzenden Haushalts der Stadt Bad Bramstedt im Kreis Segeberg hat sich der 30-Jährige bei seiner Bachelor-Arbeit beschäftigt und mit Auszeichnung (summa cum laude) bestanden. Viele Glückwünsche hat Junghans dafür bekommen, doch vermutlich keinen einzigen aus Bad Bramstedt.

Das Werk, das der frisch gekürte "Bachelor of Arts" geschrieben hat, trägt den sperrigen Titel "Fusion oder Verwaltungskooperation zur Effizienzsteigerung der öffentlichen Hand zu gegenseitigem Nutzen: Eine Analyse am Beispiel des Amtes Bad Bramstedt-Land und der Stadt Bad Bramstedt". Seine Idee: Wenn Bad Bramstedt finanziell gesund wäre, wäre ein Zusammenschluss mit der Amtsverwaltung und eine Effizienzsteigerung in der Verwaltung möglich.

Als der gebürtige Rüganer Junghans mit der Arbeit begann, konnte er noch nicht ahnen, dass die Haushaltslage der Kurstadt sich noch dramatischer als befürchtet entwickeln würde. Die Stadt wird vermutlich mit einem Minus von sechs Millionen Euro ins Jahr 2010 gehen und erstmals Landeshilfen beantragen, um zahlungsfähig zu bleiben.

Junghans hat sich für seine Untersuchungen durch die Haushaltsunterlagen der Stadt gewühlt und geprüft, zu welchen Aufgaben und Ausgaben die Stadt gesetzlich verpflichtet ist und welche freiwillig sind. Dabei hat er überraschende Erkenntnisse zutage gefördert. Zum Beispiel hat er in der Gemeindeordnung entdeckt, dass die Stadt nicht verpflichtet wäre, einen hauptamtlichen Bürgermeister zu bezahlen. Wenn die Stadtverordneten sich darauf einigen würden, einen Antrag im Kieler Innenministerium zu stellen, wäre Amtsinhaber Hans-Jürgen Kütbach (FDP) seinen Job los und die Stadt könnte im Jahr 73 000 Euro sparen.

Außerdem umfasst die Streichliste von Junghans:

- Schließung des Tourismusbüros (Einsparung 77 500 Euro pro Jahr);

- Kürzung der Zuschüsse für Sportvereine (12 000), Theater (11 000), Rheumaforschung (5700), Frauentreff (1000) und Städtepartnerschaften (1500);

- spätere Beschaffung des Feuerwehr-Rüstwagens (365 000).

Außerdem schlägt Junghans vor, auch auf die kleineren Ausgaben zu achten. Er fragt sich zum Beispiel, warum die Stadt jedes Jahr 1000 Euro für Kontogebühren zahlt, obwohl viele Banken kostenlose Konten anbieten.

Auch über die Einnahmen hat er sich Gedanken gemacht. Ein großer Batzen käme über den Verkauf der Sportplätze herein, aus denen die Stadt Bauland machen könnte. Die Kinder könnten genauso gut auf dem Rasen am Freibad oder auf dem Sportplatz der Bundespolizei-Direktion ausweichen, meint Junghans. Außerdem regt er an:

- Erhöhung der Kurabgabe,

- Erhöhung von Grund- und Gewerbesteuer,

- gewerbliche Vermietung von Schloss und Schlosswiese,

- Verkauf von Gesellschaftsanteilen, die der Stadt gehören.

In seiner Bachelor-Arbeit betont Junghans, dass der Haushalt ohne Entlassungen oder Gehaltskürzungen saniert werden könne. Auch Stadtbücherei, Volkshochschule, Freibad, Theater und Jugendzentrum könnten bestehen bleiben. Junghans ist Verwaltungswirt, Tourismusfachwirt und Betriebswirt. Derzeit arbeitet er bei der Stadt Hamburg und bereitet sich nebenher auf seinen Master vor.

Junghans kennt Bad Bramstedt aus seiner Zeit bei der Bundespolizei und hat bereits sein Diplom über die Personalentwicklung der Mitarbeiter der Stadtverwaltung mit vielen Vorschlägen geschrieben. "Davon wurde vieles nicht umgesetzt", sagt Junghans enttäuscht. Er wolle mit der Bachelor-Arbeit zeigen, was bei einer Haushaltskonsolidierung möglich sei: "Es geht schließlich um die Einwohner als Steuerzahler sowie um ein gesundes Haushaltsfundament."

Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach reagierte säuerlich auf die Liste. "Mein Anspruch wäre bei einer wissenschaftlichen Arbeit höher gewesen", sagte er. Ihm sei in ganz Europa allerdings auch keine Kommune bekannt, die sich mit dem Verkauf und der Bebauung ihrer Sportplätze saniert habe. Eine Stadt ohne Sport- und Freizeiteinrichtungen müsste mit enormen Folgekosten, zum Beispiel durch wachsende Gewalt, rechnen. Die Abschaffung des Bürgermeisters sei theoretisch möglich, sagte der Bürgermeister. Allerdings habe sich Junghans keine Gedanken gemacht, wer dessen Arbeit erledigen solle.