Ein Triumph ist Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) nicht mehr zu nehmen. Drei Wochen nach der Doppel-Wahl in Land und Bund hat er den Koalitionsvertrag mit der FDP unterschrieben.

In Berlin fliegen derweil die schwarz-gelben Fetzen.

Das Rekordtempo an der Förde ist kein Zufall. Anders als an der Spree hat die CDU ihre Positionen in vielen Bereichen fast widerstandslos geräumt. Carstensen hat um des lieben Friedens willen eingelenkt, um seinen Traum von der ersten schwarz-gelben Regierung seit 38 Jahren im Norden nicht zu gefährden.

Der Schmusekurs in Kiel hat ausgerechnet in der alles entscheidenden Zukunftsfrage für Schleswig-Holstein, der Finanzpolitik, verheerende Folgen. Das bürgerliche Bündnis will auf Druck der FDP erst im Herbst 2010 entscheiden, wo im Landesdienst Stellen abgebaut werden. Hier wird Zeit verschenkt, die das Land nicht mehr hat. Vor drei Monaten war Carstensen mutiger, hat der SPD konkret auch die Streichung von vielen Lehrerstellen abgetrotzt. Nun stellt die FDP den Schulminister - und alles scheint vergessen. Wer den Landeshaushalt sanieren will, der kommt aber um schmerzhafte Einschnitte in den Schulen nicht herum. Die Devise müsste also lauten: Wann, wenn nicht jetzt.

Auch in der Bildungspolitik hält Carstensen seine Wahlversprechen nicht. Der Ministerpräsident hatte den reformgebeutelten Schülern, Eltern und Lehrern eine "produktive Ruhe" versprochen. Im Koalitionsvertrag hat die FDP das Gegenteil festgeschrieben. Der laufende Umbau zu einem zweigliedrigen Schulsystem mit Gymnasium und Gemeinschaftsschule wird zurückgedreht.

Schlecht schneidet die CDU in Kiel nicht nur bei der Politik, sondern auch beim Personal ab. Carstensen ist nach der Wahlschlappe angeschlagen, Finanzminister Rainer Wiegard war es schon vorher. Für frisches Blut im Kabinett sorgt bisher nur die FDP.

Berlin hinkt bei Schwarz-Gelb zwar hinter Kiel her. Dafür hat Angela Merkel aber noch die große Chance, politisch und personell klare Akzente zu setzen und damit den letztlich entscheidenden Triumph zu feiern.