Die Feuerkugel, die am Dienstagabend über Norddeutschland zu sehen war, ist vermutlich vor dem Emsland in die Nordsee gestürzt.

Hamburg. Das glaubt der Forscher Thomas Grau, Gründer des Europäischen Netzwerks zur Erforschung von Feuerkugeln und Meteoriten.

"Bislang ist nicht geklärt, ob der Meteorit vollständig verglüht ist oder ob ein Teil aufgekommen ist", sagt Carolin Liefke, Astrophysikerin an der Sternwarte in Bergedorf. Mit Peilungen und mathematischen Berechnungen könnten die eisenhaltigen Meteoriten geortet und mit Metalldetektoren gefunden werden. Die meisten stürzen ins Meer oder auf unbewohntes Gebiet.

Wie berichtet, war der sogenannte Bolide - das ist ein Mini-Meteor - am Dienstagabend gegen 19 Uhr über Hamburg und weiten Teilen Norddeutschlands zu sehen. Meteoriten sind nicht vollständig verglühte kosmische Brocken. Dabei handelt es sich um Trümmer aus dem Weltall, die auch von Kometen, Asteroiden oder anderen Planeten abgesprengt worden sein können. Mit brennendem Schweif wurde die Sternschnuppe (Meteor) auch über der Außenalster gesichtet. Mehr als 50 besorgte Anrufe gingen bei der Feuerwehr ein.

"Der Meteorit war sehr hell, heller als die Venus, die morgens zu sehen ist. Und er hat sich sehr schnell bewegt. Das war schon auffällig", sagt Carolin Liefke. "Die Nachleuchtspur war eine Minute lang zu sehen." Etwa zwei- bis dreimal im Jahr dringen größere Meteoriten in die Atmosphäre über Deutschland ein und verbrennen dann mit einer solchen Helligkeit wie am Dienstagabend. Liefke schätzt, dass der Stein etwa faustgroß gewesen ist.

Zwei Flugzeugpiloten hatten der Deutschen Flugsicherung in Frankfurt gemeldet, dass sie etwas Glühendes am Himmel gesehen haben. Kristina Kelek von der Deutschen Flugsicherung: "Solch ein Meteor hat aber bislang noch nie Auswirkungen auf den Flugverkehr gehabt."

Nur wenn der Meteorit nicht vollständig verglüht und Teile auf der Erde landen, könnten diese zum Beispiel Häuser oder Autos beschädigen. "Meines Wissens wurde aber in den letzten Jahrzehnten nie ein Mensch von einem Meteoriten getroffen", so Liefke.

Der bislang größte Meteorit wurde 1920 in Namibia gefunden, der Eisenmeteorit wiegt etwa 55 Tonnen.

Pro Jahr erreichen nach Expertenschätzungen mehr als 19 000 Meteoriten mit einer Masse von jeweils mehr als 100 Gramm die Erdoberfläche und hinterlassen bei einem Einschlag zum Teil tiefe Krater: Zu den bekanntesten Meteoritenkratern in Deutschland gehören das Nördlinger Ries zwischen Schwäbischer und Fränkischer Alb. Dort hat ein großer Meteorit beim Einschlag vor etwa 15 Millionen Jahren einen Krater mit einem Durchmesser von 24 Kilometern hinterlassen. Der Meteorit soll die Zerstörungskraft von 250 000 Hiroshima-Bomben gehabt haben. Am 30. Juni 1908 wurde in Sibirien ein Gebiet von der Größe Londons verwüstet. Ursache soll ein Steinmeteorit gewesen sein, der in zehn bis 20 Kilometer Höhe explodierte.