Im Herbst 1987 wurde der Politiker in der Badewanne gefunden. Der Journalist Sebastian Knauer hält sowohl Mord als auch Selbstmord für möglich.

Kiel. Der Autor des Buches, Sebastian Knauer, hielt sich bedeckt. Der frühere "Stern"-Reporter, der Barschel im Herbst 1987 in der Badewanne eines Genfer Hotels gefunden und fotografiert hatte, hält sowohl Mord als auch Selbstmord für möglich. "Beide Optionen sind offen."

Knauer, der heute für den "Spiegel" arbeitet, schürte zugleich Spekulationen. Demnach ist auf einem Foto, das den über die Kieler Affäre gestürzten Barschel auf dem Genfer Flughafen zeigt, "ein dritter Mann" zu sehen. Der Leiter der Lübecker Staatsanwaltschaft und frühere Chefermittler im Fall Barschel, Heinrich Wille, schüttelt darüber den Kopf. Er sehe keinen Grund für weitere Ermittlungen, sagte der Oberstaatsanwalt im Schauspielhaus. Er gehe zwar von einem Mord aus, hatte in jahrelangen Ermittlungen aber weder Motiv noch Täter finden können, stattdessen immer neue Theorien entwickelt. Vor zehn Jahren wurde es dem damaligen Kieler Justizminister zu bunt, und Wille musste das Verfahren einstellen.

Der Oberstaatsanwalt hat mittlerweile ein eigenes Barschel-Buch in der Schublade, darf es bisher aber nicht veröffentlichen. Der Fall liegt beim Oberwaltungsgericht Schleswig. In Knauers Buch ("Barschel - Die Akte") gibt es keine neue Spur. Das Werk (gut 450 Seiten) besteht im Wesentlichen aus bekannten Dokumenten rund um den Tod Barschels, beispielsweise dem Abschlussbericht der Staatsanwaltschaft Lübeck.

Christian Albrecht Barschel, der bei einer Sportagentur in Hamburg arbeitet, zweifelt denn auch daran, dass es jemals Klarheit über den Tod seines Vaters gibt. "Ich hoffe, dass der Fall aufgeklärt wird, ich glaube es aber nicht."

"Barschel - Die Akte", Siebenhaar-Verlag (24,80 Euro), ISBN: 978-3-936962-56-7