Die Bundestagswahl hat das politische Gefüge in Mecklenburg-Vorpommern gehörig durcheinandergewirbelt. Nach elf Jahren verlor die Nordost-SPD bei einer Bundestagswahl erstmals wieder ihren Spitzenplatz im Land und fiel mit 16,6 Prozent (2005: 31,7) sogar noch hinter die Linke zurück.

Schwerin. Die Partei von Ministerpräsident Erwin Sellering ist künftig voraussichtlich nur noch mit zwei statt bisher vier Abgeordneten im Bundesparlament vertreten. Die CDU, die auf 33,1 Prozent (2005: 29,6) leicht zulegte, errang sechs der sieben Direktmandate und stellt damit künftig zwei Abgeordnete mehr als bisher. Für die Linke, die landesweit 29 Prozent (2005: 23,7) erreichte, holte der Rostocker Steffen Bockhahn das erste Direktmandat seiner Partei außerhalb Berlins. FDP (9,8) und Grüne (5,5), die bislang je einen Abgeordneten aus dem Nordosten stellten, legten ebenfalls zu.

SPD-Landes- und Regierungschef Sellering räumte eine "bittere Niederlage" seiner Partei ein und forderte einen Erneuerungsprozess. Für die seit 2006 regierende SPD/CDU-Landesregierung in Schwerin werde der Wechsel in Berlin aber keine Veränderung bringen, versicherten er und der CDU-Landesvorsitzende Jürgen Seidel übereinstimmend. Linke-Landeschef Peter Ritter äußerte hingegen die Erwartung, dass mit dem Gang der Bundes-SPD in die Opposition auch die Sozialdemokraten im Nordosten ihr eigenes Profil schärfen und sich aus der "Umklammerung ihres Koalitionspartners CDU lösen" werden. Die Linke erreichte mit mehr als 12 Prozent ihr bisher bestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl.

Die FDP blickt angesichts der künftigen Regierungsbeteiligung im Bund optimistisch auf die nächste Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern im Herbst 2011. Auch die Grünen schöpften neuen Mut. "Der Wiedereinzug der Grünen in Brandenburg war für die Partei im Osten besonders wichtig. Nun werden wir bei unserer Landtagswahl 2011 nachziehen", zeigte sich die Landessprecherin Silke Gajek zuversichtlich. Die rechtsextreme NPD, die 2006 mit 7,3 Prozent den Sprung in den Schweriner Landtag geschafft hatte, kam landesweit auf 3,3 Prozent.