Unternehmer Arne Weber hat sich einen Traum erfüllt und fischt die delikaten Schalentiere in der Nordsee.

Helgoland. Einmal Hummerfischer sein, hinausfahren auf das raue Meer. Im Licht der Morgendämmerung den roten Felsen umschiffen - und dann aus der Tiefe der See die Fangkörbe heraufziehen, ein Abenteuer, das Arne Weber schon als kleinen Jungen fasziniert hat.

Jahrzehnte musste der Hamburger Unternehmer, der unter anderem das Designhotel Atoll Ocean Resort auf Helgoland betreibt, warten, bis aus diesem Traum Wirklichkeit werden durfte. Jahrzehnte, in denen die Hummerpopulation vor Helgoland zu klein, zu unbedeutend war, als dass es sich gelohnt hätte, das edle Schalentier zu fangen. Inzwischen darf der Hummer vor Helgoland wieder gefischt werden. Doch weil Hummerfischer fehlen, hat Weber selbst eine Fischerei gegründet.

Dass der Hummer heute wieder gefangen werden darf, verdanken die Helgoländer dem Engagement ihrer Biologischen Anstalt (BAH). "Durch eine weltweit einmalige Zucht vergrößern die Forscher den hiesigen Hummerbestand, dokumentieren seine Entwicklung und sichern durch das kontinuierliche Aussetzen der gezüchteten Tiere in die Nordsee langfristig die Hummerpopulation vor Helgoland", sagt Weber. Gefischt werden dürfen nur die Tiere, die nicht vom Institut gezüchtet und markiert wurden.

"Daran halten wir uns, denn nichts ist uns wichtiger als der Erfolg dieses Projekts", sagt Detlev Haas. Haas ist Hummerfischer, ein Helgoländer Original. 47 Jahre alt. Trägt Fischerhemd und auf der linken Hand einen tätowierten schwarzen Skorpion. Im Auftrag des "Atoll" kümmert er sich um die Fischerei und betreut die Hotelgäste auf den Hummerfahrten, bei denen jeder Passagier seinen eigenen Hummer für das Abendessen fangen kann. Vorausgesetzt, eines der Tiere hat sich in die Hummerkörbe verirrt. Und er weiß einfach alles über die edlen Schalentiere zu berichten. "Unser Helgoländer Hummer ist eine eigene genetische Rasse, mit anderen gar nicht zu vergleichen", sagt Haas. "Das Tier lebt auf dem Unterwasserfelssockel von Helgoland und kommt mit anderen Populationen nicht in Kontakt."

Auch wenn der Hummerbestand vor Helgoland zugenommen hat, ist ein Fang eher noch die Ausnahme. Während die Fischer der Insel noch bis in die Dreißigerjahre des vorigen Jahrhunderts jährlich rund 80 000 Hummer fingen, sind es heute nur noch ein paar Hundert. Vor gut 40 Jahren ist der Bestand zusammengebrochen. Warum, weiß niemand genau. Auch die Forscher der inseleigenen biologischen Anstalt können nur spekulieren. Gift und Munition im Wasser - Überbleibsel der Bombardierung Helgolands im und nach dem Zweiten Weltkrieg könnten dem Edelkrebs geschadet haben. Auch die Verschmutzung der Nordsee mit Erdöl bedroht die Tiere. "Früher haben sich vom Fang des Helgoländer Hummers 100 Fischerfamilien ernähren können", sagt Prof. Heinz-Dieter Franke. Meeresbiologe und Experte in Sachen Hummer. Im Institut arbeitet er gemeinsam mit seinen Kollegen daran, die Hummerpopulation wieder auf ihren alten Höchststand zu bringen. Rund 250 000 Junghummer wollen Forscher und Fischer im Labor aufziehen und über mehrere Jahre verteilt aussetzen. Vorausgesetzt, das Wiederaufstockungsprogramm lässt sich finanzieren. 1,2 Millionen Euro in fünf Jahren bräuchte das Institut dafür. "Dann", so Franke, "könnten theoretisch 30 000 Hummer jährlich gefangen und auf diese Weise 1,3 bis 1,5 Millionen Euro pro Jahr erwirtschaftet werden."

Feinschmecker mit Leckerbissen zu versorgen sei jedoch allenfalls ein Nebeneffekt. Der Anstalt gehe es ausschließlich um die biologische Forschung.

Für Weber ist klar: "Wir arbeiten in engem Kontakt mit dem Forschungsinstitut und nehmen Rücksicht auf die vorgegebenen Fangzahlen, um den Bestand der Tiere auch weiterhin nicht zu gefährden."