Hochspannung an der Förde: Die sicher geglaubte schwarz-gelbe Mehrheit scheint dahin, ein Vorsprung des linken Lagers in Kiel möglich.

Kiel. Die Landtagswahl in Schleswig-Holstein entwickelt sich zu einem Polit-Krimi. Nach einer gestern veröffentlichten Wahlumfrage kommen CDU und FDP auf nur noch 45 Prozent. Die Dänen-Ampel (SPD, Grüne, SSW) liegt erstmals gleichauf, die Linkspartei holt sechs Prozent. Das ermittelte die Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung im Auftrag von Sat.1 Norddeutschland. Für Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) ist die Umfrage ernüchternd.

Er konnte bisher trotz sinkender Werte für Schwarz-Gelb immer noch darauf bauen, dass es dank des Kieler Wahlrechts für eine Mehrheit der Landtagsmandate reicht. Diese Rechnung dürfte angesichts des Rückstands von nun schon sechs Prozentpunkten nicht mehr aufgehen. Damit nicht genug: Die CDU stürzt in der Umfrage auf 31 Prozent ab. Die FDP kann mit 14 Prozent rechnen. Die SPD (28 Prozent) liegt knapp hinter der CDU. Es folgen Grüne (13) und SSW (4). Alle Parteien wollen bis zur letzten Stunde um jede Stimme werben.

Das Abendblatt stellt heute einige der Streitfragen von der Finanz- bis zur Energiepolitik vor. Die Antworten sind mit den Parteien abgestimmt, aber möglicherweise nicht das letzte Wort. So änderte Carstensen gestern überraschend seine Position in der Atompolitik. Im Wahlprogramm hatte die Nord-CDU sich dafür ausgesprochen, die Laufzeiten moderner Kernkraftwerke zu verlängern. Im Landeshaus gab Carstensen gestern bekannt, dass am beschlossenen Ausstieg aus der Atomenergie nicht gerüttelt wird. "Der Atomkonsens ist abgemacht." Eine Stunde später folgte ein halber Rückzieher. Carstensen bekräftigte zwar, dass er am Atomkonsens festhält, öffnete aber eine Hintertür. Die Nord-CDU will jetzt abwarten, ob es genügend bezahlbaren Öko-Strom gibt, und ansonsten über eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke entscheiden.