Norderstedt. Schleswig-Holsteins CDU wird heute auf einem Abendparteitag in Norderstedt voraussichtlich ihren Partei- und Fraktionschef Christian von Boetticher als Spitzenkandidaten für die Landtagswahl nominieren. "Ich erwarte ein starkes Signal für die Wahl in einem Jahr", so Landesgeschäftsführer Daniel Günther.

Unumstritten ist von Boetticher nicht. In der Union halten inzwischen auch einige Provinzfürsten den Kronprinzen nur für die "zweitbeste Wahl". Wirtschaftsminister Jost de Jager gilt als führungsstärker und fleißiger, Landtagspräsident Torsten Geerdts als beratungsoffener und teamfähiger.

Beide werden ihren Hut heute Abend aber nicht in den Ring werfen und könnten von Boetticher so ein Ergebnis von um die 90 Prozent bescheren. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen steht öffentlich weiter hinter von Boetticher. Er machte seinen politischen Ziehsohn 2005 zum Landwirtschaftsminister und ebnete ihm 2009 den Weg an die Fraktionsspitze. Im Herbst überließ er von Boetticher den Landesvorsitz und damit den ersten Zugriff auf die Spitzenkandidatur.

Offengelassen hat Carstensen bisher, ob er auch seinen Stuhl als Ministerpräsident vorzeitig für von Boetticher räumt. Dass er auf dem Parteitag einen Rücktrittstermin nennt, gilt als unwahrscheinlich, wird in der Union aber nicht ausgeschlossen. Fakt ist, dass eine Wahl von Boettichers zum Regierungschef im Landtag eine Zitterpartie wäre. CDU und FDP haben eine Ein-Stimmen-Mehrheit.