Paar weist Misshandlungen und Körperverletzungen vor Gericht zurück

Rostock. Die Besucher im Gerichtssaal schütteln fassungslos den Kopf, als der Staatsanwalt im Landgericht Rostock aus der langen Anklageschrift Misshandlungen und Körperverletzungen gegen die heute neunjährige körperbehinderte Antonia verliest. Eine Rostocker Mutter (29) und ihr Lebensgefährte (31) sollen sie zwischen September 2008 und Januar 2009 gequält haben.

Die Arme des Mädchens hätten sie mit Klebeband zusammengebunden und das Kind die ganze Nacht auf dem Fußboden liegen gelassen. Das Mädchen, das heute in einem Familienkinderhaus lebt, musste laut Anklage zudem eine Nacht mit Handschellen an die Heizung gefesselt verbringen. Auch soll der Mann Antonia mit Fäusten geschlagen und mit Fußtritten verletzt haben - die Mutter habe zugeschaut. Durch Schläge seien zwei Zähne locker geworden. Mit Stahlkappenschuhen habe der Lebensgefährte Fußtritte gezielt in das Gesicht des Kindes gerichtet.

Auf die Notlage des Kindes machte laut Gericht die Sportlehrerin aufmerksam, sie hatte viele blaue Flecke an Antonias Körper bemerkt. Beide Angeklagte weisen die Vorwürfe im Wesentlichen zurück. "Aber warum sagt ein Kind so etwas dann?", fragt ein ums andere Mal der Richter.

Die größeren und kleineren Verletzungsspuren kann die Mutter nur teilweise erklären. Die Mutter berichtet, dass Antonia nach der Geburt einen künstlichen Darmausgang bekommen hatte - bei dem Frühchen war keiner angelegt. Das Mädchen kann auch heute den Stuhlgang nicht steuern, eine hohe Belastung für Antonia und die Familie. "Irgendwann kommt der Punkt, da weiß man nicht mehr, was man machen soll." Ihr Lebensgefährte sagt vor Gericht: "Eigentlich bin ich gut mit Antonia ausgekommen. Man konnte mit ihr viel lachen." Der Prozess wird fortgesetzt.