Hannover/Kiel/Berlin. Der Ukraine-Krieg hält junge Menschen nicht davon ab, zur Bundeswehr zu gehen. Auffällig: Überdurchschnittlich viele aus Niedersachsen.

Fast 2500 neue Soldatinnen und Soldaten aus Niedersachsen haben im vergangenen Jahr vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs ihren Dienst bei der Bundeswehr angetreten. Damit kommt in etwa jeder achte Rekrut aus dem Bundesland, obwohl Niedersachsen nur ein Zehntel der Einwohner Deutschlands stellt. Unter den neuen Mitgliedern der Truppe waren 2020 Männer und 443 Frauen. 179 Rekruten waren zum Dienstantritt erst 17 Jahre alt.

Insgesamt stellte die Bundeswehr im Jahr des russischen Angriffs auf die Ukraine 18.775 Soldatinnen und Soldaten ein, wie das Bundesverteidigungsministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Das ist ein Anstieg um rund zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Vor-Corona-Niveau wurde damit aber noch nicht erreicht: Im Jahr 2019 hatten 20.170 Männer und Frauen den Dienst aufgenommen.

Bundeswehr: Anteil an Frauen und Minderjährigen gestiegen

Bundesweit lag der Frauenanteil mit 17 Prozent leicht über dem Vor-Corona-Niveau (15 Prozent), ebenso wie der Anteil Minderjähriger, der von 8,5 Prozent im Jahr 2019 auf 9,4 Prozent zulegte. Auch im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Frauen und Minderjährigen, die neu zur Bundeswehr kamen.

In Schleswig-Holstein steigt die Zahl der Bundeswehr-Rekruten um gut ein Drittel. 1107 neue Soldatinnen und Soldaten haben im vergangenen Jahr den Dienst bei der Bundeswehr angetreten. Damit stieg die Zahl der Rekruten im Jahr des russischen Angriffs im Vergleich zum Vorjahr um rund 34,5 Prozent an. Das Vor-Corona-Niveau wurde aber nicht erreicht.

Unter den Rekruten des vergangenen Jahres waren 624 Soldatinnen und Soldaten auf Zeit, 434 freiwillige Wehrdienstleistende sowie 49 freiwillige Wehrdienstleistende im Heimatschutz. Der Frauenanteil lag bei etwa 16,9 Prozent. Der Anteil Minderjähriger betrug knapp 7,6 Prozent und erhöhte sich damit leicht (2021: knapp 6,9 Prozent).

Unter 18-Jährige brauchen keinen Dienst an der Waffe zu leisten

Das Verteidigungsministerium betonte, dass die unter 18-Jährigen keinen Dienst leisteten, bei dem sie selbstständig eine Waffe nutzen müssten. Darüber hinaus stelle die Bundeswehr sicher, dass nur 17-Jährige eingestellt würden, die sich eingehend mit den Anforderungen des Soldatenberufs auseinandergesetzt hätten und dafür geeignet seien. Die Einstellungen stünden damit vollständig im Einklang mit der UN-Kinderrechtskonvention.

SPD, Grüne und FDP hatten im Koalitionsvertrag im Bund vereinbart, dass Ausbildung und Dienst an der Waffe volljährigen Soldatinnen und Soldaten vorbehalten sein sollen. Die Umsetzung dieses Vorhabens werde momentan vorbereitet, teilte das Ministerium mit.

Die Pflicht zum Wehrdienst war 2011 nach 55 Jahren ausgesetzt worden. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bezeichnete die Aussetzung der Wehrpflicht zu Jahresbeginn als Fehler. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte jedoch im Februar einer Rückkehr zur Wehrpflicht eine Absage erteilt.