Hannover. Das heiße Wetter der vergangenen Woche hat die Erdbeerbauern in Niedersachsen kalt erwischt. Früher als erwartet sind die Früchte im Freilandanbau reif geworden und müssen schnell geerntet werden. «Die Erdbeerernte ist sofort bei 100 Prozent gestartet», sagte Fred Eickhorst, Geschäftsführer der Spargel- und Beerenanbauer in Niedersachsen. Vorteil für die Verbraucher: Wegen des großen Angebots sind die Preise so günstig wie lange nicht.
Schon in der Woche nach Pfingsten habe der Durchschnittspreis für deutsche Erdbeeren bei 4,06 Euro pro Kilogramm gelegen, sagte Michael Koch von der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft in Bonn: "So günstig war der Verbraucherpreis schon seit fünf Jahren nicht mehr."
Ungünstige Erntebedingungen
Die Erntebedingungen seien wegen des warmen Wetters ungünstig, sagte Eickhorst. "Die Erntehelfer fangen morgens bei der ersten Helligkeit an zu pflücken, damit sie möglichst schnell wieder vom Acker herunterkommen." Ab Mittag sei es bei Hitze den Menschen nicht mehr zuzumuten, auf dem Feld zu stehen. Aber auch die Festigkeit der Früchte nehme bei großer Wärme ab - erntet man bei Hitze, sei die Gefahr von Druckstellen groß.
Angesichts der überraschend schnell angelaufenen Ernte kommen laut Eickhorst die Erntehelfer verspätet auf den Betrieben an. "Der rasche Anfang der Ernte hat viele Betriebe überrascht, und deshalb sind viele Erntehelfer nicht vor Ort - aber das wird sich schnell zum Positiven ändern."
Discounter verkaufen die meisten Erdbeeren
Auch wenn in den vergangenen Jahren die Direktvermarktung mit Verkaufsständen zugenommen haben, werden die meisten Früchte im Lebensmitteleinzelhandel und bei Discountern verkauft. Wer Erdbeeren bei den Straßen-Verkaufsständen kauft, bekomme in der Regel besonders frische Früchte. In vielen Fällen handele es sich auch um andere Sorten als in den Supermärkten und bei Dicountern. Sie seien im Ertrag nicht so stark, sensibler und nicht so lange haltbar, aber dafür schmeckten sie besser. Der Preis wiederum sei in der Regel etwas höher.
Die Erdbeeren, die im Lebensmittelhandel angeboten werden, seien etwas haltbarer. Allerdings sei die Lieferlogistik heutzutage schnell: Am Morgen gepflückte Früchte seien schon abends beim Discounter.
Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des Statistischen Landesamts in Niedersachsen 35 400 Tonnen Erdbeeren geerntet, das waren 8,9 Prozent weniger als noch im Jahr zuvor. Die Anbaufläche schrumpfte um 5,9 Prozent auf rund 3700 Hektar.
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