Lehrerkollegien in Niedersachsen protestieren gegen die verordnete Arbeitszeitverlängerung. Als erstes werden Klassenfahrten an 15 Gymnasien gestrichen. Der Protest zeigt erste Wirkungen.

Hannover/Celle. An insgesamt 15 Gymnasien in Niedersachsen haben die Lehrerkollegien inzwischen wegen der verordneten Mehrarbeit Klassenfahrten gestrichen und Arbeitsgemeinschaften abgesagt. Noch ist offen, ob sich diese Proteste gegen die Bildungspolitik der neuen rot-grünen Landesregierung auf die Masse der Gymnasien im Land ausweiten.

Aber der Protest zeigt bereits erste Wirkung: Die Delegierten eines Grünen-Landesparteitages in Celle haben am Wochenende zwar der Arbeitszeitverlängerung zugestimmt, aber die rot-grüne Landesregierung auch aufgefordert, wenigstens bei den gestrichenen Stunden der Altersermäßigung den Pädagogen entgegenzukommen.

Dass dieses Entgegenkommen den Lehrern ausreicht, ist eher unwahrscheinlich: Außer dem Philologenverband als Vertretung der Gymnasiallehrer macht auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) massiv gegen die Mehrbelastung der Lehrer Front. Ihr Vorsitzender Eberhard Brandt verteilte in Celle vor dem Grünen-Parteitag ein Flugblatt mit einer deutlichen Warnung an den kleineren Koalitionspartner: „Ein Festhalten an den Angriffen auf die Arbeitszeit der Lehrer wird Ihnen bis zu den nächsten Wahlen anhaften wie Hundescheiße an der Schuhsohle.“

Um ihre ehrgeizigen Ziele vor allem beim Ausbau der Ganztagsschulen und der Kindertagesstätten zu finanzieren hat die neue Landesregierung mit Beginn des nächsten Schuljahres eine Anhebung der Wochenstunden für Lehrer von 23,5 auf 24,5 Stunden beschlossen. Außerdem wurden frühere Versprechen eines Ausbaus der Altersermäßigungsstunden ersatzlos einkassiert. Beide Streichungen zusammen entsprechen rund 1750 Stellen. Das Ministerium verweist darauf, dass die Lehrer durch die Herabsetzung der Klassengrößen von bislang 32 auf 30 Schüler und weitere Maßnahmen an anderer Stelle entlastet werden.

Das aber beeindruckt zumindest in der Region Hannover wenig: Hier liegt der Schwerpunkt der Proteste durch die Streichung von freiwilligen Lehrertätigkeiten wie Klassenfahrten. Zur Disposition stehen aber auch Weihnachtsfeiern, Theaterinszenierungen und Sportfeste. „Unter der neuen Landesregierung haben sich die Bedingungen an den Gymnasien verschlechtert“, sagte am Wochenende die Geschäftsführerin des Landeselternrates der Gymnasien, Petra Wiedenroth.