Bei einem Wahlsieg der Sozialdemokraten in Niedersachsen soll sich die Frau des Altkanzlers in der Staatskanzlei um Migranten kümmern.

Hannover. Der Einstieg von Doris Schröder-Köpf in die Politik war ruppig. Die Ehefrau des Altkanzlers Gerhard Schröder kandidierte Anfang dieses Jahres - Freund und Feind gleichermaßen überraschend - für einen Landtagswahlkreis in Hannover und verdrängte dabei als SPD-Kandidatin für die Wahl am 20. Januar 2013 die durchaus nicht politikmüde aktuelle Abgeordnete Sigrid Leuschner. Jetzt hat der SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil die 49-jährige Schröder-Köpf quasi in letzter Minute noch in sein Team geholt. Sie soll bei einem SPD-Wahlsieg Integrationsbeauftragte in der Staatskanzlei werden und wohl auch für etwas Glanz im Wahlkampf sorgen.

Der Souterrainraum Kurt S. in der Landesgeschäftsstelle der SPD war früher auch schon mal eine kleine Kneipe, in den vergangenen Wochen hat der SPD-Herausforderer und hannoversche Oberbürgermeister Weil dort in rustikalem Ambiente mit belegten Brötchen und Frikadellen die wenig glanzvollen Mitglieder seines Schattenkabinetts vorgestellt. Und in diesem Raum gab es gestern auch den gemeinsamen publikumswirksamen Auftritt mit der Gattin des Altkanzlers.

Die hätte wohl Ministerkandidatin für das Sozialressort werden können. Die CDU hat das vor jetzt fast zehn Jahren vorgemacht. Damals kandidierte, ebenfalls als Seiteneinsteigerin, Ursula von der Leyen für den Landtag. Die Tochter des früheren Ministerpräsidenten Ernst Albrecht wurde dann nicht nur Abgeordnete, sondern gleich auch Sozialministerin. Inzwischen hat sie es in Berlin sogar zur Bundesarbeitsministerin gebracht.

Doris Schröder-Köpf hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie sich einiges zutraut. "Ich bin schon ehrgeizig", sagte sie am vergangenen Wochenende am Rande eines SPD-Parteitages in Wolfsburg. Aber sie verriet auch, um einen Posten im Schattenkabinett habe sie sich nicht beworben, weil sie ein Mensch sei, der sich "nach und nach die Dinge erarbeitet". Und gestern hat sie die selbst gewählte Schrittlänge auf dem Karriereweg noch einmal präzisiert: "Ich wollte nicht so gerne eine große personelle Verantwortung."

Vor etwa drei Wochen, genauer wollte er es nicht sagen, hat dann Weil sie gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, im Ehrenamt mit Anbindung an die Staatskanzlei Integrationsbeauftragte des Landes zu werden. Da hat sie Ja gesagt und gestern schon sicher mit Zahlen über die hohe Quote an jungen Menschen mit Migrationshintergrund jongliert, die es in der Bundesrepublik besser zu integrieren gilt, weil demnächst die Arbeitskräfte knapp werden.

Schröder-Köpf wird damit doch noch zur Herausforderin für Sozialministerin Aygül Özkan (CDU), die in der schwarz-gelben Landesregierung für das Thema Integration zuständig ist. Die türkischstämmige Muslima Özkan aber hat sich mit vielen der Organisationen der Migranten angelegt, als sie vor einem Jahr die Stelle der Integrationsbeauftragten für überflüssig erklärte und abschaffte.

Aber im Visier hat die Kandidatin Schröder-Köpf vor allem den CDU-Innenminister Uwe Schünemann, dessen rigide Abschiebepraxis für abgelehnte Asylbewerber immer wieder für Schlagzeilen sorgt. "Mit mir wird es keine Nacht-und-Nebel-Aktionen der Abschiebung geben", versprach Schröder-Köpf und kritisierte Schünemanns Ausländerpolitik als "staatlich organisierte Diskriminierung".

Als Ehefrau des damaligen Kanzlers hat Schröder-Köpf auch schon mal Erziehungstipps gegeben, eine strengere Erziehung der Kinder gefordert. "Pflichtbewusstsein, Fleiß, Aufrichtigkeit, Hilfsbereitschaft, Verlässlichkeit, Anstand, richtiges Benehmen" seien keine konservativen Klischees, sondern Tugenden und Werte, schrieb sie deutschen Eltern 2001 ins Stammbuch. Gestern formulierte die gelernte Journalistin ebenfalls druckreif, sie wolle bei Kindern und Jugendlichen in ihrer künftigen Arbeit als Integrationsbeauftragte Schwerpunkte setzen: "Hier können wir sehr viel besser machen und dann auch sehr viel mehr erreichen." SPD-Spitzenkandidat Weil geht davon aus, dass das Thema Integration auch von ihrer "großen Bekanntheit" profitieren kann: "Ihr Wort hat Gewicht."

Dass davon der ganze SPD-Wahlkampf profitieren könnte, bewies die Reaktion der CDU. Ihr Generalsekretär Ulf Thiele giftete: "Unfassbar, dass der SPD-Landesvorsitzende dieses wichtige Thema vom Integrationsministerium in eine Stabsstelle abwerten und in einer Show-Veranstaltung mit einem politischen C-Promi auffüllen will."

Laut Umfragen haben SPD und Grüne wegen der Schwäche der FDP in Niedersachsen eindeutig die Nase vor Schwarz-Gelb. Bleibt das so, wird der Altkanzler sich künftig wohl noch häufiger um Kinder und Haushalt kümmern müssen. Er sei deswegen jetzt schon "häufiger zu Hause", hat er verraten, aber auch klargemacht, dass diese Unterstützung Grenzen hat: "Aus mir wird man wahrscheinlich nie einen richtigen Hausmann machen können."