Adriana Barros, die Geliebte des ehemaligen VW-Betriebsratschefs Klaus Volkert, steht wegen Beihilfe zur Untreue in Wolfsburg vor Gericht.

Braunschweig. Für drei Männer um die 60 ist es 2003 ein launiger Abend in Lissabon: VW-Betriebsratschef Klaus Volkert, Personalchef Peter Hartz, Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer. Folkert hat seine 38 Jahre alte Geliebte Adriana Barros ins Restaurant mitgebracht. Die drängt Volkert und Vorstand Hartz, sie möchte einen schriftlichen Vertrag über ihre Arbeit für den Konzern. Hartz nimmt einen Blumentopf, setzt seine Unterschrift drauf und überreicht ihn: "Das ist Ihr Vertrag." Da lachen die drei Männer. Inzwischen sind alle rechtskräftig wegen Untreuestraftaten verurteilt.

+++Frühere Volkert-Geliebte muss wegen VW-Affäre vor Gericht+++

Einen Vertrag hat Adriana Barros auch danach nicht bekommen, aber Geld floss weiter, allein 250 000 Euro in den Jahren 2002 bis 2005 und 100 000 Euro für Reisen rund um den Globus, meist mit Volkert. Deshalb sitzt sie seit gestern auf der Anklagebank des Schöffengerichts Wolfsburg. Beihilfe zur Untreue wird ihr vorgeworfen: Das Geld kam von der Kostenstelle 1860 Hartz. Mit Geld von dieser VW-Kostenstelle hat Hartz, auf den die Hartz-IV-Reform zurückgeht, über zehn Jahre verteilt zwei Millionen Euro an Volkert gezahlt. Das sollte den mächtigsten deutschen Betriebsratschef bei Laune halten, so wie Lustreisen und Bordellbesuche die einfachen Betriebsräte. Hartz hat das eine Verurteilung von zwei Jahren auf Bewährung wegen Untreue eingebracht, Volkert musste wegen Anstiftung zur Untreue sogar ein Jahr und neun Monate ins Gefängnis.

+++2009: Volkert muss ins Gefängnis+++

Als die VW-Affäre 2005 aufflog, hat das auch die Journalistin Barros die berufliche Existenz gekostet. Aber sie kämpfte gestern vor dem Schöffengericht um ihren Ruf, schilderte nicht nur die Szene in dem Restaurant in Lissabon. Sie pocht darauf, auftragsgemäß Filme über soziale weltweite Projekte des Konzerns gedreht zu haben. Sie war den Tränen nahe, wenn sie aus den Fragen des Staatsanwalts dessen offenkundige Zweifel heraushörte. Der wirft ihr Beihilfe zur Untreue vor. Sie habe Geld ohne Gegenleistungen kassiert.

Barros' Verteidiger, der Hamburger Anwalt Hans-Joachim Gerst, wies darauf hin, seine Mandantin sei freiwillig nach Deutschland gekommen, niemand hätte das erzwingen können: "Sie will ihre volle Rehabilitierung." Offen ist, ob sich das Gericht durch Dutzende Aufzeichnungen von brasilianischen Fernsehsendungen quälen wird, die Barros' Aktivitäten beweisen könnten.

Das Verfahren ist ein Schlussstrich bei der Aufarbeitung der VW-Affäre durch die Justiz. Es könnte noch einmal turbulent werden. Der Verteidiger hat beantragt, Hartz als Zeugen zu laden. Der Verdacht des Anwalts: Hartz hat im eigenen Strafverfahren 2007 ein volles Geständnis zulasten von Barros abgelegt, weil ihm im Gegenzug eine Bewährungsstrafe winkte.