Der Schulausschuss des Landkreises Harburg drückt bei der Befragung für eine mögliche dritte Integrierte Gesamtschule aufs Tempo.

Winsen. So einen Besucheransturm wie bei der jüngsten Schulausschusssitzung haben die Kreispolitiker wohl schon lange nicht mehr erlebt. Dicht gedrängt quetschten sich Eltern, Lehrer und viele andere Interessierte am Dienstagnachmittag in den Sitzungssaal des Winsener Kreishauses, um die Debatte über eine mögliche dritte Integrierte Gesamtschule (IGS) im Landkreis Harburg zu verfolgen. Viele von ihnen hatten vielleicht gehofft, dass am Ende etwas klarer sein würde, an welchem Standort die IGS denn jetzt entstehen soll. Doch nach einer kontroversen Diskussion zurrten die Ausschussmitglieder lediglich das weitere Vorgehen fest. Und das sieht vor, als nächstes die Eltern der Erst- bis Viertklässler zu befragen. Sie sollen sagen, ob sie ihr Kind lieber am Standort Nenndorf, Hittfeld oder Meckelfeld auf eine IGS schicken würden. Die Befragung soll sich dabei auf Familien aus Rosengarten, Buchholz, Seevetal und Stelle beschränken.

Mit diesem Beschluss, dem jetzt noch der Kreistag bei seiner Sitzung am 12. März zustimmen muss, folgte die Ausschussmehrheit bei zehn Ja- und acht Nein-Stimmen dem Antrag der Grünen. Die Politiker setzten sich damit auch über die Empfehlung der Kreisverwaltung hinweg, die in ihrer Prüfung zu dem Schluss gekommen war, dass lediglich Nenndorf und Hittfeld gute Erfolgssaussichten für eine IGS hätten.

Anders als die Gruppe von CDU und Wählergemeinschaft wollten die Grünen mit ihrem Antrag das gesamte Vorgehen beschleunigen und nicht bis zur nächsten Schulausschusssitzung am 30. Mai warten, auf der die Kreisverwaltung die weiteren Ergebnisse ihrer Prüfung vorstellen wird. Unter anderem müsse man noch untersuchen, welche Auswirkungen der IGS auf die jetzige Schullandschaft und die neuen Oberschulen zu erwarten seien, sagte Friedrich Goldschmidt, Leiter des Fachbereichs Ordnung. Auch die möglichen Kosten für Umbauarbeiten und sonstige Investitionen wurden bisher noch nicht benannt.

Buchholzer Bürgermeister spricht sich für IGS in Seevetal aus

Für Volkmar Block von den Grünen spielte das jedoch keine Rolle. Er fand, man könne parallel arbeiten und schon jetzt die Elternbefragung in die Wege leiten, damit noch vor der Sommerpause ein endgültiger Kreistagsbeschluss möglich sei. Brigitte Somfleth (SPD) mahnte ebenfalls zur Eile. Sie erinnerte daran, dass der Landkreis bis Ende Oktober den Antrag für eine dritte IGS bei der Landesschulbehörde einreichen müsse. Wenn man erst nach den Sommerferien die Eltern befrage, werde die Zeit knapp. Angepeilt sei schließlich, mit der IGS zum Schuljahr 2013/14 an den Start zu gehen. "Kinder haben nicht unendlich Zeit", fügte Karina Kressel (Grüne) hinzu.

CDU und WG rieten indes dazu, sich bei der Entscheidung nicht unter Druck setzen zu lassen. "Wir müssen mit Bedacht an die Sache gehen", sagte Harald Stemmler (WG). Auch die Positionen der Schulen und Kommunen müssten in die Betrachtung mit einbezogen werden, der Elternwille könne nicht alleine ausschlaggebend sein. Es gehe darum, das gesamte Schulangebot im Landkreis Harburg im Auge zu behalten. In einer gemeinsamen Presseerklärung bekräftigte die Gruppe gestern noch einmal ihre Bedenken gegen einen Schnellschuss. Die Kreisverwaltung habe den Prüfauftrag, den die Politik ihr erteilt habe, doch noch gar nicht abarbeiten können. Deshalb sei der Beschluss zur Standortfindung und Elternbefragung verfrüht.

Überschlagen werden sich die Ereignisse mit dem aktuellen Beschluss trotz allem nicht. Zunächst müssen sich die Parteien nämlich auf den genauen Wortlaut der Elternbefragung einigen, was entweder bei der nächsten Schulausschusssitzung am 30. Mai geschehen wird oder bei einer Sondersitzung. Debatten werden auch dabei zu erwarten sein, denn bereits am Dienstag herrschte zunächst Uneinigkeit darüber, ob und wie man die Standorte benennen soll.

So plädierte Brigitte Somfleth etwa dafür, lediglich die Gemeindenamen Rosengarten und Seevetal aufzuführen, während Martina Oertzen (CDU) und Volkmar Block die konkreten Standorte Nenndorf (für Rosengarten), Hittfeld und Meckelfeld (beide für Seevetal) auflisten wollten. "Sonst weiß doch keiner, welcher Ort gemeint ist", sagte Block.