Alexander Freiherr von Spoercken hat den Familiensitz mit dem 1776 errichteten Herrenhaus in eine moderne Freizeitanlage umgestaltet.

Lüdersburg. Wer die Autobahn bei Lüneburg hinter sich und Scharnebeck durchquert hat, dem mag es auf der Landstraße nach Lüdersburg vorkommen, als rolle er in die Vergangenheit. Weite Wiesen, Kuhherden, ein Feld mit verblühten Sommerblumen und einsame Gehöfte. Ruhe und Gelassenheit verdrängt allmählich die Hektik. Und dann geht es auf ein altes, weitläufiges Anwesen. Es hat sich nobel herausgeputzt und attraktiv gemacht für die sportive Freizeitgesellschaft: Schloss Lüdersburg, seit Jahrhunderten Mittelpunkt dieser Landschaft und Familiensitz der von Spoercken. Heute ist das Anwesen mit dem 1776 errichteten Herrenhaus beliebtes Ziel für Freunde des Golfsports aus Europa.

Alexander Freiherr von Spoercken sitzt auf der Terrasse der Klubanlage, genießt die Herbstsonne, grüßt die vorbei marschierenden Golfer und lässt sich einen doppelten Espresso servieren. "Zu meiner Kinderzeit war das ein landwirtschaftlicher Betrieb, wir haben 400 Hektar bewirtschaftet", erzählt der sportlich Mann mit dem ergrauten Haar, "als ich Mitte der 80er Jahre das Erbe angetreten bin, lag Schloss Lüdersburg in einer Art Dornröschen-Schlaf. Mit der Landwirtschaft war kaum noch Geld zu verdienen. Wir mussten eine neue Zukunft suchen."

Und die hat etwas mit kleinen weißen Bällen und Eisenschlägern zu tun. 1989 wurde auf Schloss Lüdersburg der erste Golfplatz eingeweiht. "Mit einer Mischung aus jugendlichem Elan und einer guten Portion Blauäugigkeit haben wir uns ins Golfgeschäft gewagt", sagt Freiherr von Spoercken. "Damals gab es in der Region nur zwei Klubs, St. Dionys und Hittfeld. Er hatte auf den richtigen Trend gesetzt.

Das stattliche Herrenhaus, die kleineren Kavaliershäuser, die Scheunen und Schweineställe der Schlossanlage haben Alexander Freiherr von Spoercken und Ehefrau Christiane in zwei Jahrzehnten in eine exklusive Hotelanlage mit 72 Zimmern und Suiten, Klubhaus, Restaurants und zwei 18-Loch Plätzen umgestaltet. "Inzwischen kommen 40 Prozent unserer Gäste aus dem Ausland", sagt Baron von Spoercken, "es sind Skandinavier vor allem, auch Holländer und Belgier."

Der ausgebildete Landwirt, der in den USA Betriebswirtschaft studierte und vor Jahrzehnten bereits als Investmentbänker tätig war, hat seine Golfunternehmungen längst auf Deutschland ausgedehnt. Inzwischen betreibt von Spoercken drei Anlagen mit drei 18-Löcher-Plätzen, hat ein modernes Mitgliedschaftsmodell zu günstigen Konditionen aufgebaut und im Klubhaus Lüdersburg eine Gruppe von Mitarbeitern, die neue Golf-Konzepte entwickeln. Denn eines hat sich der Baron auf die Fahnen geschrieben: "Der Golfsport in Deutschland muss demokratisiert werden. Es gibt noch immer viel zu viel Abgrenzung und Ausgrenzung, statt unbürokratischen, modernen Angeboten für Freizeit- und Gelegenheits-Golfer."

In Deutschland gibt es eine halbe Million registrierte Golfsportler, rund 25 000 kommen jährlich dazu. Um denen den Einstieg zu ebnen, hat der Golf-Unternehmer aus der Nordheide ein neues, vielleicht wegweisendes Projekt angestoßen: Golf-City. Mitten in Köln ist seine erste Anlage mit neun Löchern in Betrieb. Eine Runde Golf in der Mittagspause oder kurz nach Feierabend. Kommen, zahlen, spielen. Ein modernes Angebot für die mobile Freizeitgesellschaft.

Privat hat der Herr Baron eine ungewohnte Variante entwickelt. "Ich jogge von Loch zu Loch, spiele neun Löcher in einer Stunde", erzählt er auf der Terrasse, "da muss man Pulsschlag und Atem unter Kontrolle haben, ähnlich wie beim Biathlon." Vielleicht macht Alexander Freiherr von Spoercken ja auch daraus eine neue Geschäftsidee: Golf-Joggen vor dem Frühstück.