Die brasilianische Topreiterin Luiza Novaes Tavares Almeida startet in Bargstedt und dann in London. Schaunummer der Hütehunde begeistert.

Bargstedt. Nein, die berühmte Stecknadel hätte man nicht fallen hören. Dazu war die Besucherzahl beim 81. Spring- und Dressurturnier des Reitvereins Harsefeld in Bargstedt einfach zu groß. Aber für ein paar Minuten herrschte eine seltene Ruhe rund um den Turnierplatz, und das hatte seinen besonderen Grund: Die Besucher wollten die Pfiffe hören, mit denen Anne Krüger aus Melle ihre fünf Hunde dirigierte. Eine Dressurshow, die beeindruckte und faszinierte. Anne Krüger, auch die Schäferin genannt, hatte vier Border Collies mitgebracht, die prädestiniert sind als Hütehunde. Es waren aber nicht Schafe, die von den schwarz-weißen Hunden über den Turnierplatz gelenkt wurden und als Höhepunkt auf das Dach eines Geländerwagens kletterten, sondern vier walisische Schwarzhorn-Ziegen. Dietmar Meyer, der Vorsitzende des Reitvereins Harsefeld, lächelte zufrieden, wieder war es ihm gelungen, eine ungewöhnliche Schaunummer nach Bargstedt zu holen.

Die Zuschauer strömten wie nie zuvor zum traditionellen Turnier und sorgten bei der 50. Auflage in Bargstedt für neue Rekordzahlen. "Wir schätzen, es waren 7000 Besucher", sagte Dietmar Meyer, "insgesamt hatten wir an den vier Turniertagen wohl 16 000 Fans zu Gast." Vor allem den familiären Charakter schätzen die Besucher des größten Turniers in der Region.

2600 Starts bei 1600 Reitern, jeweils vier Prüfungen der schwierigsten S-Klasse in Dressur und Springen und der professionelle Anstrich machen den Reiz des Bargstedter Turniers aus. Man kennt sich, klönt bei Kaffee und Kuchen, Bier und Wein und anderen Köstlichkeiten und verfolgt das sportliche Treiben auf der Anlage.

Der Harsefelder Reitverein ist bekannt dafür, ein Turnier auf höchstem Niveau anzubieten. In der Dressur tanzte eine junge Amazone über das Viereck und brachte einen Hauch olympisches Flair nach Bargstedt. Luiza Novaes Tavares Almeida aus Brasilien trainiert schon seit ein paar Wochen in Harsefeld bei Trainer Dolf-Dietram Keller und bereitet sich auf die Olympischen Spiele in London vor.

Beim Grand Prix de Dressage, einer S-Prüfung mit drei Sternen, musste die brasilianische Olympia-Hoffnung dem Sieger Hartwig Burfeind und Collin vom RV Sandbostel und der Zweitplatzierten Kathleen Keller vom Reitverein Harsefeld mit Wonder FRH den Vortritt lassen. Almeida belegte mit Pastor und Samba punktgleich den sechsten Rang.

Den Großen Preis von Bargstedt im Springen sicherte sich der Finne Mikka Mäentausta vom Reitverein Sandbostel mit seinem Pferd Quenaro, der die Siegerrunde fehlerfrei und mit der schnellsten Zeit absolvierte. Der Höhepunkt des Turniers ist seit Jahren das Zweikampfspringen der Klasse S mit einem Stern. Zwei Reiter starten nebeneinander auf einem gleich aufgebauten Parcours, der Schnellste kommt weiter, der Unterlegene scheidet im K-o.-System aus. Es siegte Hilmar Meyer vom RV Aller-Weser mit Della Mare vor Josch Löhden vom RV Zeven mit Robbedoes.

Die beiden Flutlichtspringen gehörten nach ihrer Vorjahres-Premiere auch diesmal zu den Höhepunkten. Und lockten viele Fans zu später Stunde auf den Turnierplatz. Die Zeitspringprüfung der Klasse S gewann Josch Löhden mit Rolling Stone vor Hergen Forkert mit Miss Cortina und Jörg Peper mit Flashlight.

Die Bilanz von Dietmar Meyer fällt positiv aus, zumal auch das Wetter mitspielte und beste Bedingungen lieferte. Allerdings ist der Reitverein Harsefeld auch an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen. "Mehr geht nicht", sagte Dietmar Meyer, der alle 160 Helfer einen Tag nach dem Turnier zum Abschlussabend einlud. "Ein Dankeschön an unsere Ehrenamtlichen", sagte er. Der Zusammenhalt und die Bereitschaft, sich für den Verein zu engagieren, sind bei den Helfern nicht abgeebbt. Dietmar Meyer versteht es aber vortrefflich, seine Mitarbeiter zu begeistern und zu motivieren. Auch die Moderation war in beste Hände gelegt worden. Profisprecher Carsten Sostmeier sorgte mit seinen Kommentaren für viel Kurzweil. Dabei hat der Pferdesportexperte kaum Zeit, aber nach Bargstedt kommt er gerne. Steffen Engfer vom Reit- und Fahrsport Sieversen servierte dem Sportkommentator ein Bierchen und bedankte sich im Namen der Reiter. "Auch das macht unser Turnier in Bargstedt so liebenswürdig", sagt Dietmar Meyer, "die Leute kommen gerne und fühlen sich wohl."