Unternehmen aus der Region und ihre Mitarbeiter. Heute: Die New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie AG aus Lüneburg.

Der Hercules Sägemann hat eine lange Geschichte. 15 Jahre nach der Produktion des ersten Kamms unter diesem Namen, übernahm die 1871 gegründete New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie Aktiengesellschaft (NYH) die junge Tradition in ihrer Fabrik, dem heutigen Museum der Arbeit in Hamburg. Seinen international klingenden Namen erhielt die neue Firma, weil Gründungsmitglied Conrad Poppenhusen mit dem Pionier der Reifenherstellung Charles Goodyear zusammenarbeitete. Das Geschäft in 60 Auslandsmärkten leistet weiterhin einen sehr wichtigen Anteil am Absatz der jährlich 3,2 Millionen Stück des Hercules Sägemann. Und nach wie vor bestehen die Kämme aus Ebonit, vulkanisiertem Naturkautschuk, der aus Latex, dem "Milchsaft" tropischer Kautschukbäume, gewonnen wird.

Der exotische Rohstoff kommt heute als vorbehandeltes Halbfabrikat in die neue Produktionshalle an der Otto-Brenner-Straße in Lüneburg. Der mit Schwefel und Öl angereicherte Naturkautschuk landet als hellgrüner Teig mit elastischer Konsistenz, die der von Knetgummi nahe kommt, im sogenannten Extruder. Durchmischt und in Streifen portioniert, wird die Rohmasse mit einem Druck von 400 Tonnen in Formen aus Zinnfolie gepresst. Anschließend werden die Formteile in Gestelle gehängt und in den Vulkanisationsofen geschoben, wo sie stundenlang in heißem Wasser gekocht werden.

Anschließend wird die Zinnfolie abgezogen und der Überschuss an den Rohlingen abgebrochen. Dazu müssen die warmen Vorprodukte nicht nur abkühlen, das sogenannte Entgraten erfolgt bei Minustemperaturen. Die Bruchkanten werden abgeschliffen und die Zinken des Kamms mit einer Diamantsäge geschnitten. Sie werden beim so genannten Bimsen geschliffen und abgerundet. Der dabei entstehende Staub wird abgesaugt und wiederverwertet. Das säckeweise verpackte Recyclingprodukt findet seine Käufer unter anderem bei den Herstellern von Tanklastzügen, die ihre Stahlbehälter mit dem Gummigemisch von innen beschichten. Das Hauptprodukt, der Hercules Sägemann, muss nach den vorangegangenen Arbeitsschritten nur noch maschinell poliert und mit Blattgoldprägungen versehen werden.

70 verschiedene Modelle von Kämmen und in naher Zukunft auch sechs Typen von Haarbürsten aus Hartgummi tragen den Stempel "Hercules Sägemann" auf dem Griff. Es gibt spezielle Arbeitsgeräte, mit denen Friseure die Haarlänge messen, Augenbrauen drapieren oder Kopfläuse herauskämmen können. Auf der Verpackung jeden Kamms ist "Made in Germany" zu lesen. Für Vorstand Bernd Menzel ist das mehr als eine Herkunftskennzeichnung. "Ich glaube, dass Markenqualität wieder in Mode kommt", so der Marlboro-Raucher. "Das ist unsere Chance", sagt er und vergleicht die hochpreisigen Profikämme der NYH mit Füllern aus dem Hause Montblanc.

Kostendruck durch Billigkonkurrenz sieht NYH-Vorstand Menzel für die Marktnische der anspruchsvollen Arbeitsgeräte für "Stylisten" nicht. Große Qualitätsunterschiede bestünden unter anderem durch das Schneiden der Kammzinken per Diamantscheibe, was winzige Widerhaken im Material verhindere und Locken ohne zu Reißen locker durchpflüge. Und um preissensible Privatkunden anzusprechen, produziert NYH auch aus dem Kunststoff Thermoplast gefertigte Kämme unter dem Markennamen Triumph.