Die Halle für Kunst in Lüneburg gibt jungen Kreativen eine Chance, ihre Arbeiten zu zeigen. Erstes Projekt der neuen Leitung im Dezember.

Lüneburg. Ganz besonders international ist Lüneburg in einem Hinterhof mitten in der Stadt. Wer sich zufällig hinter das große, mit schmiedeeisernen Ranken verzierte Tor in der Reichenbachstraße gegenüber dem Behördenzentrum verirrt, steht vor dem Kunst-Hotspot der Stadt. Nur einen Quadratmeter groß ist die bedruckte Leinwand, die auf den Ausstellungsort hinweist. Künstler aus aller Welt kennen und schätzen die Halle für Kunst in Lüneburg.

In dem Ausstellungsraum spielen regionale Künstler eher selten eine Rolle. Und das gehört zum Kalkül. "Wir waren von Anfang an international ausgerichtet", sagt Valerie Knoll, eine der beiden künstlerischen Leiterinnen des Hauses. Die 33-Jährige ist seit vergangenem Jahr in der Programmplanung der Halle für Kunst aktiv. Newsletter und Einladungen zu Ausstellungseröffnungen sind grundsätzlich nicht nur in Deutsch, sondern auch in Englisch formuliert. Plattformen zur Förderung lokaler Künstler gibt es aus Sicht von Valerie Knoll genügend. Die Halle für Kunst schließe mit ihrem Angebot eher eine Lücke und stelle die Verbindung nicht nur zur Metropole Hamburg, sondern auch zum Rest der Kunstwelt her.

"Unser Anliegen ist es, in der Region Lüneburg aktuelle, internationale Positionen innerhalb der Kunst sichtbar zu machen", sagt Valerie Knoll. Das soll auch unter der neuen Doppelspitze so bleiben. Neben Valerie Knoll, die bislang gemeinsam mit Hannes Loichinger die Geschicke der Halle lenkte, startet nun Stefanie Kleefeld in das zweite Halbjahr.

Zwei große Projekte wollen die beiden künstlerischen Leiterinnen noch bis zum Jahresende realisieren. Zum einen startet morgen eine neue Performancereihe, mit der die Halle für Kunst ihren Wirkungsradius im Stadtgebiet erweitern möchte. "Wir wollen noch weiter in die Stadt hineindringen als bisher", sagt Valerie Knoll. Alexander Hempelmann, ein Berliner Künstler, lädt morgen zu einer Führung durch den Feinkostladen Tschorn Am Sande. "Wer die Performance miterleben möchte, kommt um 17 Uhr zum Treffpunkt am Brunnen am Marktplatz", sagt Valerie Knoll. Auch wenn es auf den ersten Blick seltsam erscheine, in einen Supermarkt zu gehen, gebe es zwischen Märkten und Galerien durchaus Parallelen. "In beiden Räumen werden Gegenstände in einem besonderen Rahmen präsentiert, Kunst in der Galerie und Waren im Supermarkt", erklärt Valerie Knoll.

Alexander Hempelmann habe den Feinkostladen bei einem Besuch in Lüneburg entdeckt und hätte sofort die Idee entwickelt. Auf die Performance sind die Ausstellungsmacherinnen gespannt. "Es wird bestimmt interessant zu sehen, wie die Besucher und der Performer interagieren. Unfreiwillig werden dann die Einkaufenden zum Publikum", sagt Stefanie Kleeberg. Bisher hat die studierte Kulturwissenschaftlerin in verschiedenen Bereichen gearbeitet. Zuletzt als Redakteurin eines renommierten Kunstmagazins. Nach Lüneburg kam sie, weil sie die inhaltliche Arbeit der Halle für Kunst sehr schätzt und außerdem "im Team arbeiten möchte und nicht allein im Kämmerlein". In Lüneburg hat sich die 38-Jährige vorgenommen, "gute Kunst zu zeigen und die Stadt damit zu bereichern". Im November wird die Performancereihe in einer alten Turnhalle auf dem Lüneburger Universitätscampus fortgesetzt. Zudem sollen Arbeiten einer Künstlerin in verschienen Auslagen Lüneburger Einzelhändler zu sehen sein.

Noch vom Leitungsduo Loichinger/Knoll angestoßen ist die Filmreihe "Exposures, Experiences, Experiments". Sie ist das Ergebnis einer Kooperation mit der Hochschule für Kunst Braunschweig und dem Lüneburger Programmkino Scala. "Die Studierenden der Filmklasse beschäftigen sich mit dem Verhältnis von Kunst und Kino", sagt Valerie Knoll. Spannungsreich sei das Verhältnis und berge viele spannende Fragen. Da sei unter anderem die Krise Hollywoods, die Studierende verarbeiten. "In der Kunst wird heute viel aus Filmen zitiert und diese Reinszenierung ist Teil einiger Arbeiten", sagt Valerie Knoll.

Zu sehen bekommt die Kurzfilme jeder Scala-Besucher, der bis Jahresende dienstags oder freitags in das Kino geht. "Da kommt das Publikum nicht drum herum. Die Filme sind maximal vier Minuten lang", sagt Stefanie Kleefeld und lacht. Ebenfalls Bestandteil der Reihe sollen Vorträge zum Thema sein, die in der Halle für Kunst stattfinden werden.

Das erste Projekt von Valerie Knoll und Stefanie Kleefeld ist die Ausstellung einer Berliner Videokünstlerin im Dezember. "Nina Könnemann ist eine Künstlerin, die wir beide spannend finden. Sie wird hier zur Eröffnung eine Reihe Video-Samples zeigen und diese dann für die Ausstellung entsprechend arrangieren", sagt Stefanie Kleefeld. Auf einen festen Interessentenkreis für ihre Veranstaltungen kann sich die Halle für Kunst inzwischen verlassen.