Das Abendblatt begleitet heute abenteuerlustige Kinder auf der Suche nach Edelsteinen. Leiterin Anne Köpsell sieht viele Kinder wieder.

Lüneburg. "Hallo Emil, wie schön, dass du da bist. Hallo Emil, willkommen bei uns", trällern die drei Erzieher des Kinderhauses Hollerbusch zusammen mit den Kindern. Für jedes der sieben Kinder wird eine Strophe mit dem dazugehörigen Namen gesungen. Emil, der zuvor einen kleinen Zusammenstoß mit Anouk hatte, kann sich noch nicht so richtig für das fröhliche Begrüßungslied erwärmen. Er schmollt lieber mit seinem Schnuller im Mund und seinem heiß geliebten Tiger im Arm. Als die kleine Gruppe dann aber das Zwergenlied anstimmt, ist auch Emil wieder dabei. Die Lieder regen einfach zum Mitmachen an. Gemeinsam wird geklatscht, getrommelt und gesungen. Diese Choreographien zu den allseits bekannten Liedern kennen die Kinder nur zu gut.

"So - wir wollen gleich mal auf Zwergensuche gehen. Als ich gestern die Waschmaschine angestellt habe, hat es ganz laut gerumpelt. Ich bin mir sicher, das waren die Zwerge", erzählt Anne Köpsell, die Leiterin des Kinderhauses. Im Liebesgrund hinter den alten Stadtmauern von Lüneburg sollen die Kinder nach Edelsteinen suchen. Aber erst einmal werden Schatztruhen gebastelt und bemalt, damit sie anschließend mit den erworbenen Schätzen verziert werden können. Fleißig machen sich die Zwei- bis Vierjährigen an die Arbeit. Valentin, der Kleinste in der Runde, malt lieber seinen Schnuller an und findet große Freude daran, jeden abwechselnd loszuschicken, um ihn wieder zu säubern. Er ist noch in der Eingewöhnungsphase und ist deshalb auch nicht ganztägig in der Einrichtung. Im Kinderhaus Hollerbusch soll er auf den Kindergarten vorbereitet werden. "Die jüngsten Kinder, die wir betreuen sind acht Monate alt und die Ältesten sind in der Regel so um die acht Jahre. In den Ferien sehen wir viele Kinder wieder, die wir früher einmal betreut haben", erzählt Anne Köpsell. Das Kinderhaus Hollerbusch ist eine Tageseinrichtung. Die Eltern können die Betreuungszeiten ihrer Kinder ganz flexibel wählen. Ob für einen Tag oder eine Woche - die Mitarbeiter des Hauses Hollerbusch empfangen die Kinder auch spontan und ohne Voranmeldung. "Es kann ja mal vorkommen, dass die regelmäßige Betreuung für das Kind ausfällt oder ein Elternteil ins Krankenhaus muss. Für solche Fälle stehen unsere Türen sowieso immer offen", fügt die Leiterein der "Hollerbüsche" hinzu.

Gerade in den Ferien nehmen viele Eltern die Hilfe des Kinderhauses in Anspruch. Manch einer wagt den Wiedereinstieg in den Beruf, will etwas Zeit für sich oder möchte sein Kind nach dem Kindergarten oder der Schule in guten Händen sehen. Jetzt in den Sommerferien werden die Kleinen mit dem Thema Märchen durch die freie Zeit begleitet. "Wir basteln ganz viel mit den Kindern. So haben wir zum Beispiel schon Ketten, Zauberstäbe und Zwergenhüte hergestellt. Eine kleine Schatzsuche im Sandkasten gab es auch schon", erzählt Jan Becker, der seit einigen Wochen als fester Mitarbeiter in der Einrichtung tätig ist. Nach seiner Ausbildung als Erzieher konnte er direkt im Hause Hollerbusch starten. Gleich soll der Ausflug in den Liebesgrund beginnen. Vorher erwarten die Kinder aber noch jemanden.

Die Vorlese-Oma, Tante Ruth, liest jeden Dienstag zusammen mit den Kindern im Kuschel- und Schlafraum Bücher. "Darauf freuen sich die Kleinen immer ganz besonders doll, weil sie für einen Moment zur Ruhe kommen. Seit fünf Jahren schon kommt Tante Ruth jeden Dienstag", sagt Anne Köpsell. Aber die Ruhe währt nicht lange. Die Schatzsuche spukt in den Köpfen der Kinder umher, sie wollen endlich los, um Edelsteine zu suchen. Zusammen mit ihren drei Erziehern und Tante Ruth geht die Reise los. Dafür muss der Zwergenturm durchquert werden. "Es war damals sehr schwer, die passenden Räumlichkeiten zu finden. Niemand möchte den Lärm direkt im Vorgarten haben. Aber hier haben wir wirklich sehr nette Nachbarn, sie lassen uns sogar durch ihr Gebäude auf den Spielplatz gehen", erzählt die Hollerbusch-Leiterin. Der Zwergenturm ist also der Durchgang des Nachbarhauses, durch den die Kinder leise schleichend und flüsternd hindurch wandern. Auf der anderen Seite angekommen, startet sogleich die Suche. Anouk findet als erste das Edelstein-Nest im Baum und füllt damit ihre kleine hölzerne Tragetasche. Jeder der Kinder wird am Schatz beteiligt. Die "Hollerbüsche" wollen die verbleibende Ferienzeit auch weiterhin noch sehr märchenhaft gestalten. Eltern, die also spontan Unterstützung benötigen, können sich in dieser Einrichtung melden.