Die Fernsehserie Rote Rosen kurbelt das Tourismusgeschäft an. Führungen und Sonderfahrten sind häufig ausgebucht.

Lüneburg. 230 Folgen im Jahr werden für die ARD-Serie Rote Rosen in Lüneburg gedreht, im kommenden Winter steht die 1000. Folge in den Studios an der Lilienthalstraße an. In den letzten vier Jahren ist die Serie zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Region geworden. Vor allem Gastronomie und Tourismus profitieren davon, dass einmal täglich Bilder der alten Salzstadt bundesweit zu sehen sind.

Auch Hans Winterberg, Gastronom und Hotelier in Lüneburg, bedient die Sehnsucht der Fernsehzuschauer nach den Originalschauplätzen der Serie. Schon seit vier Jahren bietet er ein Pauschalarrangement mit eigens kreiertem Rote-Rosen-Menü und Sektfrühstück an. Auch die Unterbringung im Doppelzimmer mit Rosen-Bettwäsche gehört dazu. Romantik ist gefragt, denn Hauptzielgruppe der Serie sind Frauen im Alter von 29 bis 49 Jahren.

"Das Angebot wird sehr gut angenommen. Wir haben Gäste aus ganz Deutschland. Oft sind es kleinere Damen-Clubs, die an einem Wochenende systematisch die Drehorte der Serie abarbeiten", sagt Hans Winterberg.

Eine gestiegene Nachfrage nach ihren Leistungen verzeichnet auch das Stadtmarketing Lüneburg. Gefragt sind sowohl Stadtrundgänge als auch die zahlreichen Fan-Artikel zu der Serie. "Unsere Führungen zu den Schauplätzen der Roten Rosen sind fast immer ausverkauft. Wir bieten ständig neue Termine, oftmals auch zwei parallel laufende Veranstaltungen", sagt Yvonne Zimmermann von der Stadtmarketing Lüneburg.

Bei den Fan-Artikeln läuft der Kaffeebecher mit dem Signet der Roten Rosen am besten - viele Serienfans möchten offenbar eine Erinnerung an ihren Aufenthalt in der Heidestadt nach Hause tragen.

Dass der Zuschauerstrom aus den Reihen der Fans nicht so bald abreißt, lässt die Sehbeteiligung von ca. 15 Prozent vermuten. Weil sie sich eine festen Platz im Programm der ARD erobern konnte, schafft die Serie auch Arbeitsplätze: Rund 150 Mitarbeiter sind am Set tätig, 30 davon kommen aus Lüneburg. Einige der ehemaligen Hamburg-Pendler sind inzwischen nach Lüneburg umgezogen. Darüber gibt es zwar keine Buchführung, aber man hört so einiges von den Kollegen. "Ich habe den Eindruck, dass die Zahl der Umzugswilligen leicht gestiegen ist", vermutet Sigrun Priebusch, Pressesprecherin der Roten Rosen.

Einer von denen, die hier leben und für die Roten Rosen arbeiten ist Christian Preuß aus Radbruch. Seit März ist er als Praktikant in der Aufnahmeleitung tätig. Beworben hat er sich auf eine Stellenanzeige der Serienwerft Studio Hamburg. "Bis zum Ende dieser Staffel bleibe ich auf jeden Fall, dann werde ich nach einem Studienplatz Ausschau halten. Ich würde gerne etwas im Bereich Medien studieren", sagt Preuß.

Im Studio betreut er die Schauspieler, sorgt zum Beispiel dafür, dass sie rechtzeitig in die Maske und zu jedem neuen Auftritt kommen. Auch im Ausland war er für die Roten Rosen schon. "Ich war dabei, als in Kopenhagen gedreht wurde", sagt er.

Dafür, dass jeden Tag eine neue Folge der Serie laufen kann, sorgen neben den Darstellern, den Komparsen und den Beschäftigten hinter der Kamera auch zahlreiche Dienstleister aus der Umgebung. Reinigungs- und Sicherheitsunternehmen, Caterer, Handwerker und Kuriere, aber auch Einzelhandelsunternehmen sorgen für Umsatz in der Region.

Allein für Büromaterial und Bürogeräte wurden im Jahr 2008 160 000 Euro ausgegeben, für Mietfahrzeuge fielen 120 000 Euro an, die Verpflegung der Menschen am Set kostete 460 000 Euro. Einer derjenigen, der für eine konstante Nachfrage in der Region sorgt, ist Marcus Rinn. Der Filmarchitekt und Szenenbildner ist für die Beschaffung der Requisiten und die Ausstattung der Filmszenen verantwortlich.

Zusammen mit elf Mitarbeitern sorgt er dafür, dass jedes neue Bild am Set ansprechend präsentiert werden kann. "Alle Veränderungen am Drehort laufen bei uns. Jedes neue Büro, jede neue Küche wird hier ausstaffiert - natürlich so, das es den Charakteren im Film entspricht. Dabei bleiben 80 Prozent der Investitionen in der Region - das geht los beim Einkauf von Lebensmitteln und endet bei der Miete einer Luxuslimousine.

Auch die Dienstleistungen von Wäschereien kaufen wir in Lüneburg ein", sagt Rinn. Bis zu 15 000 Requisiten stapeln sich mittlerweile hinter den Kulissen, schätzt Rinn. Weggeworfen wird nichts. "Das Material bleibt lange am Set. Das meiste wird immer mal wieder gebraucht", sagt der Ausstatter.