Die Raumplanung und das Finanzierungskonzept für die Kulturbäckerei im Speicherquartier stehen. “Wollen Kultur eine Heimat geben“, so Carsten Junge.

Lüneburg. Vorausgesetzt der Rat stimmt zu, kann es losgehen mit den Umbauarbeiten in der ehemaligen Standortverwaltung. Dann bekommt Lüneburg eine ganz neue Kreativfabrik, und das Quartier am Meisterweg wird mit dem neuen Zentrum aufgewertet. Bildende Künstler, Theatergruppen und unter anderen die Kunstschule Ikarus sollen dort neue Arbeits- und Probenräume bekommen, wo früher Brot für Soldaten gebacken wurde. Der Platz reicht auch noch für Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen, die nur temporär genutzt werden sollen.

"Wir wollen der Kultur dort eine Heimat geben", sagte Carsten Junge, Geschäftsführer der Sparkassenstiftung Lüneburg, der gemeinsam mit Frank Plesse vom Lüneburger Architektenbüro Oldenburg und Plesse den Mitgliedern des Bauausschusses und denen des Kulturausschusses das Raumkonzept am Freitag vorstellte. In mehr als 100 Gesprächen habe er die genauen Vorstellungen der potenziellen Mieter erfahren und den Entwurf immer wieder angepasst, sagt Junge. "Nun gehen wir davon aus, dass 90 bis 95 Prozent von ihnen mit den Räumen glücklich sein werden".

An der Fassade wird es nach den Plänen von Plesse keine Veränderungen geben. Der Charme des alten Industriegebäudes solle erhalten bleiben. Aber ein neues Dach muss her, denn die Konstruktion die jetzt Wind und Wetter trotzt, enthält den krebserregenden Schadstoff Asbest. Künftig sollen große Oberlichter für mehr Helligkeit in dem zweigeschossigen Bau sorgen. Im Erdgeschoss soll ein etwa 250 Quadratmeter großer Raum, von den Planern "multifunktionaler Bürgersaal" genannt, Platz finden, außerdem könnten Theatergruppen in zwei Räumen mit etwa 150 Quadratmetern Fläche neue Probebühnen bespielen und bis zu acht Ateliers sollen Künstlern zur Verfügung stehen. Die Kunstschule Ikarus soll im Obergeschoss einziehen, weitere Ateliers sowie ein Ausstellungsraum sind geplant. Der Keller würde ausschließlich als Lager genutzt, Proberäume für Bands etwa sind nicht vorgesehen. Die Planer begründeten diese Entscheidung mit hohen Kosten, die mit einem Umbau der Räume verbunden seien.

Auch das Finanzierungskonzept steht. Insgesamt 3,07 Millionen Euro werden die Umbauarbeiten kosten, 50.000 Euro für die Ausstattung kommen hinzu. Ein Drittel der Summe zahlt die Stadt, Bund und Land beteiligen sich mit Mitteln aus der Städtebauförderung zu gleichen Teilen. Die Stadt verkauft das Gebäude für den symbolischen Betrag von einem Euro an die städtische Wohnungsbaugesellschaft Lüwobau. Von der Lüwobau mietet dann die Sparkassenstiftung Lüneburg das Objekt und steht als Betreiber der Kulturbäckerei ein. Die Nutzer schließen Mietverträge mit der Sparkassenstiftung.

Diese Konstruktion erlaube günstige Quadratmeterpreise für die Künstler, die inklusive der Beteiligung an den Nebenkosten im Bereich zwischen 4 und 6 Euro liegen sollen. Um diese Konditionen anbieten zu können, muss die Sparkassenstiftung jährlich 100 000 Euro aufbringen. Bei den Kommunalpolitikern kam das Konzept fraktionsübergreifend gut an. Dass in dem neuen Kreativzentrum auch bildende Künstler Platz haben sollen, freut SPD-Ratsherr Friedrich von Mansberg. "Das wird ein wichtiger Ort für kulturelle Begegnungen." Niels Webersinn von der CDU-Fraktion gab zu bedenken, das die Mietverträge flexibel genug gestaltet sein müssen, um einerseits eine gewisse Kontinuität zu wahren und auf der anderen Seite neuen Künstlern eine Chance zu geben. Darüber hinaus gab es nur lobende Worte.

Nur die Vertreter der Linkspartei waren nicht überzeugt. "Es wäre aus meiner Sicht möglich gewesen, den Standort Musikschule als Kulturstandort zu halten. Aber die Mehrheit wollte das nicht. Das Projekt Kulturbäckerei finde ich überzeugend, deshalb enthalten wir uns bei der Abstimmung der Stimme", sagte Michél Pauly.