Das Ostpreußische Landesmuseum feiert Jubiläum: Flucht und Jagd stehen seit einem Vierteljahrhundert als Themen im Mittelpunkt.

Lüneburg. Das Ostpreußische Landesmuseum hat am Sonnabend das 25-jährige Bestehen seiner Ausstellungsräume in der Ritterstraße mit rund 100 geladenen Gästen und Repräsentanten von Vertriebenenverbänden gefeiert. Mit anderthalb Jahren Verzögerung wurde im Sommer 1987 zunächst ein Provisorium eröffnet, in dem Exponate des 1958 gegründeten und 1986 geschlossenen Ostpreußischen Jagdmuseums an der Salzstraße zu sehen waren. Neben Jagdtrophäen und Waffensammlungen beherbergt das Museum auf seinen 2000 Quadratmetern heute auch wertvolle Kunsthandwerkerarbeiten aus Bernstein und Silber sowie Werke namhafter Maler und Bildhauer. Ab sofort bereichert ein stimmungsvolles Gemälde, das einen röhrenden Elch inmitten unberührter Natur zeigt, die Ausstellung.

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Das auf den ersten Blick Harmonie ausstrahlende Gastgeschenk des Förderkreises Ostpreußisches Jagdmuseum bietet Konfliktpotenzial. Denn es ist wie viele andere Exponate des Hauses mit der Geschichte der Deutschen in der heute zu Russland gehörenden Exklave Kaliningrad verknüpft. Dimitrij Prokofieff, Maler des 1936 entstandenen Naturpanoramas, war vor der Politik in der stalinistisch regierten Sowjetunion in das damals noch zum Deutschen Reich gehörende Königsberg emigriert. Die Flucht von Millionen deutschstämmiger Bewohner der Region vor der Roten Armee im Kriegswinter 1944/45 ist unter anderem Thema eines Dioramas, das einen Pferdewagen und mehrere in Wollmäntel gehüllte Puppen vor einem historischen Foto eines Trecks gen Westen zeigt.

"Über Umsiedlung, Flucht und Vertreibung von Deutschbalten und Ostpreußen aus ihrer jahrhundertealten Heimat ist Lüneburg mit dem nordöstlichen Ostseeraum eng verwoben", sagt Museumsdirektor Joachim Mähnert. "Lüneburg ist nach 1945 für viele Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostgebieten Wohnort und Ausgangspunkt ihres Neuanfangs geworden; die Einwohnerzahl hat sich damals in etwa verdoppelt." Daher sei es "kein Wunder", dass die nordostniedersächsische Stadt auch Heimat des "musealen Vorläufers des heutigen Landesmuseums" wurde. Und in der Zukunft soll der Bezugsraum einer neuen deutschbaltischen Abteilung um die heutigen EU-Staaten Estland und Lettland erweitert werden. Baulich ist zudem eine direkte Verbindung mit dem Brauereimuseum an der Heiligengeiststraße geplant, wo es neben dem Foyer und der Bibliothek des Museums auch einen Shop und Verwaltungsbüros geben soll.

Proteste gegen die Expansionsstrategie des Museumsträgers Ostpreußische Kulturstiftung sind nicht auszuschließen. Die Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen hatte zuletzt im Januar 2009 zu einer Kundgebung unter dem Motto "Den braunen Sumpf trockenlegen: Das Ostpreußische Landesmuseum schließen!" aufgerufen. Zuvor hatte unter anderem die Fraktion der Grünen im niedersächsischen Landtag die Entscheidung Regierungsfraktionen der CDU und FDP, die finanziellen Zuwendungen an das "Skandalmuseum" um 800 000 Euro zu erhöhen, scharf kritisiert. Für Kontroversen sorgte vor allem die Ausstellung "Jagd in Ostpreußen", in der auch Jagdtrophäen des Nazi-Politikers Hermann Göring standen, ohne auf die Taten des vom Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg zum Tod durch den Strang verurteilten Hauptkriegsverbrechers hinzuweisen.

In der Anfangszeit sei das Museum als "Revanchistentempel für Ewiggestrige" diffamiert worden. Jörn Barfod, Kustos des Hauses, erinnert sich: "Die Eröffnungsfeier mit dem damaligen Staatssekretär des Bundesinnenministeriums Horst Waffenschmidt vor 25 Jahren wurde von Protesten des 'Friedensbündnisses Lüneburg' begleitet, zu dem auch die lokale SPD gehörte." Zu dieser Zeit wurde Lüneburgs heutiger Oberbürgermeister Ulrich Mädge Vorsitzender der SPD-Fraktion im Stadtrat. "Damals stand er noch auf der anderen Seite", sagt Barfod. "Unsere aktuelle Sonderausstellung zur Geschichte der Hanse wurde erstmalig von der Stadtverwaltung mit 10 000 Euro gefördert."