Die Lüneburger Klinik für Kinder- und Jugendmedizin feierte am Sonnabend ihr 40-jähriges Bestehen mit einem Fest. Rund 1000 Besucher kamen.

Lüneburg. Emil hat sich das Bein gebrochen. Kinderärztin Maren Niederlücke legt den Patienten aus Stoff und Watte unter eine Schreibtischleuchte, um kurz darauf ein "Röntgenbild" des Teddybären hervorzuholen. "Hier sieht man einen gebrochenen Knochen", sagt sie zu dem 26 Monate alten Lean, der Emil als Geschenk zu Ostern bekommen hat. Auf dem Arm seines Vaters Christian Haglage beobachtet er, wie Emil in der Teddyklinik einen Gipsverband mit Schiene ums Bein gewickelt bekommt.

Die Flure der Kinderklinik an der Bögelstraße sind für Lean nicht ungewohnt. "Professor Sonntag ist sein Kinderarzt", sagt Leans Mutter Zaklina Haglage. "Wir hatten von dem Tag der offenen Tür erfahren und sind hier für einen Ausflug hergekommen." So wie die junge Lüneburger Familie dachten viele der knapp 1000 Gäste der Veranstaltung zur Feier des 40-jährigen Bestehens der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. "Wir profitieren von dem mäßigen Wetter", sagt Gastgeber Josef Sonntag, seit zwölf Jahren Chefarzt des Hauses. Denn das bunte Angebot für Kinder und Erwachsene im Treppenhaus des Gebäudes ging trotz zwischenzeitlicher Regenschauer vor der Tür trocken über die Bühne.

Besonders beliebt bei den jüngsten Besuchern waren die Showeinlagen von Narzissi und Fracko, den beiden Klinikclowns des Hauses. Sie sorgen jeden Donnerstag dafür, dass die kleinen Patienten Schmerzen und Ängste einfach weglachen. Solche bunten Abwechslungen im Klinikalltag hat es bei der Eröffnung des Krankenhauses am 6. Juli 1972 noch nicht gegeben. Weitere neuartige Angebote, um die Langeweile während der Behandlungsdauer zu verringern, sind die Musiktherapie und Spielzimmer auf den Stationen.

"Seit den 70er-Jahren hat sich in der klinischen Behandlung von Kindern und Jugendlichen vieles verändert", sagt Chefarzt Sonntag. "Die kleinen Patienten waren durchschnittlich 17 Tage lang im Krankenhaus, heute liegt die mittlere Verweildauer bei vier Tagen." Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin ist heute mit 48 Betten ausgestattet, 18 davon befinden sich auf der Frühgeborenen- und Intensivstation im zweiten Stock des Gebäudes. Der Neubau von 1972 bot noch Platz für 100 junge Patienten. Während die Mitaufnahme eines Elternteils damals undenkbar war, gehört sie für Kinder bis sieben Jahre mittlerweile zum Standardangebot und helfe, Schmerz und Kummer zu vergessen.

"Kinder sind keine kleinen Erwachsenen", sagt Pädiatrie-Professor Sonntag. "Sie brauchen eine altersangepasste Betreuung und Behandlung." In Lüneburg seien dafür gute Voraussetzungen geschaffen. Seit 2009 wurde der Klinik bereits zweimal das Gütesiegel "Ausgezeichnet. Für Kinder" verliehen, das von einer bundesweiten Initiative verschiedener Fach- und Elterngesellschaften unter Federführung der Gesellschaft der Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen in Deutschland entwickelt wurde.

Erkrankungen der Patienten bis zum Alter von 18 Jahren werden von einem Team aus 61 Kinderkrankenschwestern und -pflegern, 19 Ärztinnen und Ärzten sowie weiteren Therapeuten diagnostiziert und versorgt. Ausnahmen bilden Spezialgebiete wie zum Beispiel Krebsleiden und Herzkatheteruntersuchungen bei Kindern. "In diesen Fällen überweisen wir die kleinen Patienten beispielsweise an Fachkliniken in Hamburg, mit denen wir eng zusammenarbeiten", sagt Professor Sonntag. "Alle anderen Erkrankungen können wir hier in Lüneburg behandeln." Die Kinderärzte arbeiten dazu mit den anderen Kliniken und Bereichen des städtischen Klinikums Lüneburg zusammen.

Gemeinsam mit der Lüneburger Frauenklinik bildet der von Professor Sonntag geleitete Bereich für Kinder- und Jugendmedizin das so genannte "Perinatalzentrum Level 1" im nordöstlichen Niedersachsen. Versorgt werden von den Medizinern gemeinsam Frühgeborene, die sich an der Grenze zur Lebensfähigkeit befinden. "Hier wird täglich hervorragende Arbeit geleistet, die sich auch in der sehr guten Ergebnisqualität und in den Daten der Nachuntersuchungsergebnisse der von uns betreuten Frühgeborenen widerspiegelt", sagt Jörg Cramer, Ärztlicher Direktor des Klinikums Lüneburg.

Die vor 40 Jahren eröffnete Klinik für Kinder- und Jugendmedizin ist über die Jahre nicht nur in Lüneburg bekannt geworden. Zu ihrem Einzugsgebiet gehören neben dem Landkreis Lüneburg weite Teile der Landkreise Harburg, Lüchow-Dannenberg, Herzogtum Lauenburg, Ludwigslust, Salzwedel und Uelzen. Für viele ehemalige Patienten gab es bei dem Familienfest am Sonnabend ein freudiges Wiedersehen.