Jedes vierte deutsche Kind im Vorschulalter spricht nicht gut Deutsch. Das klingt dramatisch und lässt Pessimisten an der Zukunft des Landes zweifeln. Aber war es früher besser? Wohl kaum, nur dass sich vor Pisa niemand dafür interessierte und es deshalb bei Vier- und Fünfjährigen auch keine Sprachstandsuntersuchungen gab.

Jetzt gibt es sie, und man hat festgestellt: Es liegt einiges im Argen. Doch in dieser Erkenntnis, so bitter sie sein mag, liegt auch eine große Chance. Wie heißt es schließlich so schön in einem alten Sprichwort? Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.

Es scheint, als hätten die Politiker die richtigen Schlüsse aus Pisa- und anderen Studien gezogen. Seit fünf Jahren bekommen sprachlich unterentwickelte Kinder ein volles Jahr lang intensiven Förderunterricht. Der Effekt, so berichten Lüneburger Lehrer, sei erstaunlich: Die Kinder erweiterten nicht nur ihre Sprachkompetenz, sondern entwickelten sich auch emotional und sozial enorm weiter. Sie könnten, so wird gejubelt, auf Augenhöhe mit den anderen Kindern ins Schulleben starten.

Das ist großartig und lässt auf eine nachhaltige Verbesserung hoffen. Ob es die wirklich gibt, wird sich in einigen Jahren zeigen, wenn die ersten der früh geförderten Kinder mit der Schule fertig werden. Ob die Zahl der Schulabbrecher wirklich sinkt? Derzeit verlassen etwa 15 Prozent aller Jugendlichen die Schule ohne Abschluss. Das klingt nicht nur dramatisch, sondern ist es auch.