Stiftung Hof Schlüter und bisheriger Träger Kirchenkreis Bleckede suchen nach einem neuen Betreiber. Landesverband Hannover interessiert.

Neetze. Der Finanzstreit um das Sachvermögen der Evangelischen Jugendbildungs- und Freizeitstätte (Jubi) Neetze ist aus der Welt geschafft. "Die Rückforderungen unserer baulichen Investitionen sind vom Tisch", sagt Peter Novotny vom Vorstand der Lüneburger Stiftung Hof Schlüter. Gemeinsam mit den Kuratoriumsmitgliedern Claudia Wiens und Harald Grürmann habe er sich entschieden, stattdessen den Kirchenkreis Bleckede dabei zu unterstützen, einen neuen Träger für die Unterkunft mit Vollverpflegungsangebot und pädagogischen Seminaren für Jugendgruppen und Schulklassen sowie Familien zu suchen.

Wie berichtet, steht die Jubi am Jahresende vor dem Aus. Der Bleckeder Kirchenkreistag hat Ende April ohne Gegenstimme beschlossen, die Einrichtung zu schließen. Der Grund dafür ist ihre dauerhaft defizitäre Finanzlage. "Der Weiterbetrieb würde den Kirchenkreis als Träger jährlich 90.000 Euro kosten", sagt Superintendent Christian Cordes. "Das wäre mit der Streichung einer Diakonenstelle und einer Sachkostenumlage der Kirchengemeinden zu finanzieren gewesen." Er habe daher allein aus rein rationalen Gründen für die Schließung plädiert.

Sehr emotional reagierte Peter Novotny auf diesen Beschluss, der für ihn das Ende der 75-jährigen Tradition als Standort für eine evangelische Jugendfreizeitstätte im östlichen Landkreis Lüneburg bedeutete. Das von der Stiftung, die das Vermögen des 1995 verstorbenen Wilhelm Schlüter verwaltet, der Jubi Neetze überlassene Geld sei einzig für den Erhalt des Gebäudeensembles an der Lüneburger Landstraße für Zwecke der Jugendarbeit gedacht gewesen. Rund 600.000 Euro seien in den vergangenen 13 Jahren an den Kirchenkreis geflossen. Ein Drittel davon sei für bewegliche Güter wie zum Beispiel Fahrräder und Kanus, einen Billardtisch und Kickerspiele sowie Matratzen und Bettwäsche ausgegeben worden, die Stiftungsvorstand Novotny gerne an Kinder im ukrainischen Bila Zerkwa weitergeben würde.

Doch zum Auflösen der Bestände des Gästehauses mit 96 Betten wird es aller Voraussicht nach nicht kommen. Grund zur Hoffnung gibt ein klärendes Gespräch zwischen der Stiftung Hof Schlüter und dem Kirchenkreis Bleckede. Von einem "Friedensschluss" will Novotny nicht reden. "Denn es hat nie einen Krieg zwischen uns gegeben." Doch die Klimaverbesserung ist deutlich zu spüren, denn jetzt betonen beide Streitparteien, dass sie den Betrieb der Jugendbildungs- und Freizeitstätte nicht aufgeben wollen. "Ob das Haus weiterhin unter dem Namen 'Jubi Neetze' firmiert, sei dahingestellt", sagt der Vorstandssprecher der Stiftung Hof Schlüter.

Im Gespräch als künftiger Träger des mit einem neuen Konzept geführten Gästehauses ist der Landesverband Hannover des Deutschen Herbergswerks (DJH). Dessen Lüneburger Ortsverein war durch Dirk Moldenhauer, Hausleiter der Jugendherberge in der Soltauer Straße, bei den Verhandlungen zwischen Novotny und Cordes dabei. Er verfügte aber über kein Verhandlungsmandat und konnte daher lediglich eine positive Beschlussempfehlung an seine Verbandskollegen in Hannover weitergegeben. "Unsererseits besteht aber grundsätzlich Interesse an dem Haus", sagt er. Für ein eindeutiges Votum brauche es aber mehr Zeit.

"So weit sind wir noch nicht", sagt auch Helmut Maier, der im Vorstand des DJH-Landesverbandes die Neu- und Umbauprojekte für Jugendherbergen begleitet. "Wir arbeiten uns derzeit noch durch die Unterlagen." Aber in vier Wochen soll es einen Ortstermin des neu gewählten Vorstands um die Vorsitzende Margrit Behrens-Globisch aus Holzminden geben.

"Wenn das Herbergswerk die Jubi übernimmt und dort das gleiche Angebot bringt, wie es das bisherige Personal leistet, wäre das optimal", sagt Stiftungsvorstand Novotny. "Ich hoffe auf eine positive Entscheidung." Die Trägerschaft der Jubi Neetze an den DJH-Landesverband abzugeben, kommt auch für Superintendent Cordes infrage. "Über die Verhandlungen mit einzelnen Interessenten möchte ich aber Diskretion wahren." Zu den Anforderungen an den neuen Nutzer sagt er: "Ziel des Kirchenkreises ist es, die Jubi in gute Hände abzugeben und zu ermöglichen, dass in den Gebäuden neben der Neetzer Kirche etwas Sinnvolles und Segensreiches geschieht."

Trotz des wahrscheinlichen Weiterbetriebs, können die Stammgäste der Evangelischen Jugendbildungs- und Freizeitstätte auf der Internetseite des Hauses keine Unterkünfte für das Jahr 2013 oder danach buchen. Auch die Jugendherberge Lüneburg nimmt bis zum Abschluss der Verhandlungen keine Reservierungen für Betten in Neetze an.