Nach dem Aus für die Jubi Neetze verlangt die gemeinnützige Stiftung “Hof Schlüter“ die Rückzahlung der Finanzhilfen für Investitionen.

Neetze. Die anstehende Schließung der Evangelischen Jugendbildungs- und Freizeitstätte (Jubi) Neetze hat einen Streit ums Geld zur Folge. "Wir fordern unsere Zuschüsse für Investitionen zurück", sagt Peter Novotny, Vorstand der gemeinnützigen Stiftung "Hof Schlüter". "Das Geld war einzig auf den Erhalt ausgerichtet." Rund 600 000 Euro seien von der Stiftung an die Jubi geflossen.

"Wir hatten uns bereit erklärt, auch die künftig notwendigen Investitionen zu finanzieren", sagt Novotny. Erster satzungsgemäßer Stiftungszweck der Organisation, die den Nachlass des 1995 verstorbenen Wilhelm Schlüter verwaltet, lautet schließlich "Förderung der Jugendpflege und Jugendfürsorge". Zudem engagiert sich die Stiftung im ukrainischen Bila Zerkwa. Rund 30 Kindern aus der 230 000 Einwohner zählenden Stadt ermöglicht sie jährlich einen mehrwöchigen Urlaub am Rande des Biosphärenreservates Niedersächsische Elbtalaue.

Solche jugendlichen Besucher waren in den vergangenen Jahren immer seltener Gast in dem Heim für Konfirmanden- und Klassenfahrten, Familien- und Gruppenfreizeiten. Ihren Gästen bietet die Einrichtung freizeitorientierte und kreative Seminarprogramme durch geschulte Referenten an. Dem Träger des Hauses mit 96 Betten in fünf Belegungstrakten sowie Seminar-, Arbeits- und Funktionsräumen, der Evangelisch-lutherische Kirchenkreis Bleckede, wurde das Vorhalten dieses Komplettangebots von Schlafräumen und Seminaren zu teuer.

Ohne Gegenstimme und mit zwei Enthaltungen hat der Bleckeder Kirchenkreistag bei seiner Sitzung am 27. April im Gemeindehaus an der Gartenstraße daher die Schließung der Einrichtung zum Jahresende beschlossen. Für Henning Wedemeyer, Vorsitzender des Kirchenkreistages, geht mit diesem Votum eine Epoche zu Ende. "Über das 30-jährige Bestehen der Jubi Neetze hinaus hat der Ort eine 75-jährige Tradition als Standort für eine evangelische Jugendfreizeitstätte." Doch das Ende bedeute auch einen Anfang. Jetzt werde ein neuer Träger für die Freizeit- und Bildungsstätte oder eine neue Verwendung für das Gebäudeensembles an der Lüneburger Landstraße gesucht.

"Ziel des Kirchenkreises ist, die Jubi in gute Hände abzugeben und zu ermöglichen, dass in den Gebäuden neben der Neetzer Kirche etwas Sinnvolles und Segensreiches geschieht", sagt Superintendent Christian Cordes. Der Schließungsbeschluss sei mit "großem Bedauern" gefallen. Cordes selbst plädierte dennoch ausdrücklich für die Schließung der Jugendbildungsstätte. "Vielen unter uns fällt es unendlich schwer, diese Gedanken verfolgen", sagt Cordes. "Die Jubi Neetze ist ein Stück Heimat des Kirchenkreises und wurde zum Ort vieler Begegnungen und entscheidender Erlebnisse."

Doch die getroffene, harte Entscheidung sei die beste Alternative für den Kirchenkreis gewesen. "Alle haben Verantwortung übernommen, nach bestem Wissen und Gewissen." Die Alternative, der Weiterbetrieb des Hauses in bisheriger Form, hätte den Kirchenkreis jährlich 90 000 Euro gekostet. Das sei nur über die Streichung einer Diakonenstelle und eine Sachkostenumlage der Kirchengemeinden zu finanzieren gewesen.

"Der Schließungsbeschluss ist mehr als unüberlegt", meint dagegen Peter Novotny. "Eine betriebswirtschaftliche Gegenrechnung ist bei der Entscheidung des Kirchenkreistages außen vor geblieben", so der Stiftungsvorstand weiter. "Nach den Ausführungen des Superintendenten hat die Jubi im vergangenen Jahr ein Minus von rund 70 000 Euro gemacht." Tatsächlich betrage das durch den Betrieb verursachte Minus aber nur rund 30 000 Euro. "40 000 Euro sind als Abschreibungen gebucht worden, als nicht direkte Kosten", sagt Novotny.

"Für uns ist das mehr als deprimierend, was da abläuft", so Novotny weiter. Das Ende der Jubi ist für den Kirchenkreis zudem nicht kostenlos zu haben. Die bisher dort beschäftigten Mitarbeiter sollen Abfindungen oder alternative Arbeitsplätze erhalten. Außerdem wird die evangelische Kirche als Eigentümer weiterhin für die Gebäude sorgen und diese unterhalten müssen.

Für den baulichen Zustand der Jubi Neetze hätte die Stiftung "Hof Schlüter" weiteres Geld bereitgestellt, sichert deren Vorstand Novotny zu. "Einen dargestellten Investitionsstau gibt es nicht!" Konkret seien Investition von rund 800 000 Euro erforderlich gewesen, um die Jubi Neetze marktgerecht umzugestalten. Ob die Lüneburger Stiftung ihre bisher geleisteten Zuschüsse zurückerhält, ist für Novotny fraglich. "Superintendent Cordes hat mir gegenüber erklärt, dass die Rückforderung der Stiftung 'Hof Schlüter' eine existenzielle Bedrohung der Handlungsfähigkeit des Kirchenkreises darstelle."