66 Jahre nach Kriegsende legen Hobby-Historiker eine erste Untersuchung über die Lüneburger Gestapo vor. Die Broschüre "Die Staatspolizei Lüneburg/ Strukturen und Täter" informiert ausführlich über die Geschichte dieser Dienststelle, ihre Mitarbeiter und deren Praktiken, die Atmosphäre des Schreckens und den Verbleib der Beamten nach 1945.

So begrüßenswert das ist, stimmt es doch befremdlich: Warum sind es Hobby-Historiker, die jahrelang in mühseliger Kleinarbeit diese dunkle Seite Lüneburgs erforschen mussten? Warum hat es so lange gedauert, bis sich überhaupt jemand für diesen Teil der Vergangenheit unserer Stadt interessierte?

Denn der große zeitliche Abstand macht Nachforschungen nun schwierig: Die meisten der Zeitzeugen sind bereits verstorben. Während in vielen anderen Städten bereits seit den 1980er-Jahren intensiv und wissenschaftlich geforscht wird, wird in Lüneburg lieber geschwiegen.

Sicher: Der Naziterror des Zweiten Weltkriegs ist lange her, und wir, die wir heute leben, haben damit zum größten Teil nichts zu tun. Doch dass wir nicht vergessen dürfen, zeigen die aktuellen Ereignisse um das Zwickauer Nazi-Trio aufs Eindringlichste.

Auch in der Region ist der braune Terror nicht verstummt: Wie das Abendblatt kürzlich berichtete, wird der Oldershausener Jörn Lütjohann im Internet für sein Bestreben angefeindet, auch in Dörfern der Elbmarsch Stolpersteine zum Gedenken der Nazi-Opfer zu verlegen. Höchste Zeit also, dass die Vergangenheit Lüneburgs professionell aufgearbeitet wird.