Christine Weiser: Zynisch, kalt und abgestumpft, so blickt Inge Lohmark auf die Welt und ihr Leben.

Die Biologielehrerin in einer Kleinstadt in der mecklenburgischen Provinz hält die Lehre Charles Darwins für die einzige von universeller Gültigkeit. Nur so gelingt es ihr, den frustrierenden Schulalltag zu ertragen. Sie kämpft längst einsam und verbissen auf verlorenem Posten. Sowohl ihre Tochter, die die Mutter nur im Notfall kontaktiert, als auch ihr Mann, der vollauf mit seiner Straußenfarm beschäftigt ist, geben der Mittfünfzigerin Halt.

Mitzuerleben, wie sich Inge Lohmark zu immer absurderen Thesen versteigt, ist ein Vergnügen und der Verdienst einer sehr talentierten Autorin. Judith Schalansky, die auch schon den wunderbaren "Atlas der abgelegenen Inseln" nicht nur geschrieben, sondern mit Karten und Zeichnungen auch aufwendig gestaltet hat, zeigt in ihrem ersten Roman erneut ihr Können als gelernte Buchgestalterin.

Judith Schalansky: Der Hals der Giraffe, Suhrkamp Verlag, 21,90 Euro