Mit der Blue Card sollen Ingenieure, Ärzte und IT-Spezialisten aus Nicht-EU-Staaten angelockt werden

Lüneburg. Für Hochqualifizierte aus Nicht-EU-Staaten soll es künftig leichter werden, in Deutschland Karriere zu machen. Die Regierung hat ein neues Gesetz beschlossen, das dem Fachkräftemangel in bestimmten Branchen abhelfen soll. Die sogenannte Blue Card soll unter anderem Ingenieuren, Ärzten und IT-Spezialisten die Zuwanderung erleichtern. Damit reagiert die Politik auf ein Problem, das von Seiten der Arbeitgeber schon länger beklagt wird.

Betroffen seien vor allem die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, sagt Bernd Wiechel, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Lüneburg. "Ich denke von der Blue Card können verschiedene Firmen profitieren. Zum Beispiel im IT-Bereich hier in Lüneburg oder auch einige Erdölfirmen aus dem Bereich Celle. Viele dieser Unternehmen sind im Ausland tätig und können dort nun leichter Personal rekrutieren."

"Heute muss man bei der Suche nach guten Mitarbeitern viel mehr investieren als noch vor ein paar Jahren", bestätigt Regina Busch, die bei dem Technologieunternehmen LAP in Lüneburg für die Personalplanung zuständig ist. Der Aufwand gute Positionen zu besetzen, sei gestiegen. Noch sucht die Firma, die Lasertechnik herstellt und Niederlassungen in den USA, Singapur und Shanghai unterhält, Nachwuchs vor allem auf dem deutschen Markt. Ob die Suche nach geeignetem Personal mit der Blue Card einfacher wird, muss sich zeigen.

Für den neuen Aufenthaltstitel müssen die ausländischen Fachkräfte bestimmte Bedingungen erfüllen. Die Blue Card ermöglicht Fachkräften aus Nicht-EU-Staaten Einreise und Aufenthalt in der EU. Dafür müssen die Bewerber ein abgeschlossenes Hochschulstudium und einen gültigen Arbeitsvertrag mit einem Jahresgehalt von mindestens 44 000 Euro vorweisen. Nach zwei Jahren erhalten Inhaber der Blue Card ein Daueraufenthaltsrecht, auch Familienmitglieder können uneingeschränkt in Deutschland arbeiten.

Damit hat die Bundesregierung bestehende Regelungen korrigiert. Bislang mussten ausländische Fachkräfte jährlich mindestens 66 000 Euro verdienen, um das Aufenthaltsrecht sofort zu erlangen. Nach den neuen Bestimmungen reicht dafür nun ein Jahresgehalt von 48 000 Euro aus. Für besonders gefragte Berufgruppen wie Ingenieure, IT-Spezialisten und Ärzte wurde die Einkommensgrenze bis auf 33 000 Euro gesenkt.

Beziehen ausländische Fachkräfte, die mit einer Blue Card ins Land gekommen sind in den ersten drei Jahren Sozialleistungen in Deutschland, verlieren sie den Aufenthaltstitel wieder. Erleichterung soll es auch für Absolventen deutscher Hochschulen geben. Sie sollen nach der neuen Regelung sofort nach Ende des Studiums arbeiten dürfen. Nach zwei Jahren Berufstätigkeit erhalten auch sie ein Daueraufenthaltsrecht. Ausländer, die nach Deutschland kommen, um eine Berufsausbildung zu absolvieren, dürfen hier bleiben, wenn sie in dem erlernten Beruf arbeiten.

"Für uns ist die Blue Card sehr interessant", sagt Werum-Vorstandschef Hartmut Krome. 450 Mitarbeiter sind für Lüneburger Softwareunternehmen weltweit im Einsatz. "Wenn sie so wie sie vorgestellt wurde auch eingeführt wird, bedeutet sie für uns in der Nachwuchsgewinnung in IT-Berufen eine erhebliche Erleichterung", sagt Krome. Außerdem werde es künftig leichter, ausländische Mitarbeiter einzustellen, die in Deutschland studiert haben. An der bislang geltenden Regelung sei vor allem die vorgesehene Gehaltsregelung für Hochschulabsolventen kritikwürdig. "Das war unrealistisch", sagt der Lüneburger Firmenchef.

Auch Heiko Westermann begrüßt die Änderungen im Zuwanderungsrecht. Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Lüneburg-Nordostniedersachsen ist überzeugt, dass die die Fachkräfte-Lücke aufgrund des demografischen Wandels in den nächsten Jahren noch größer wird.

Passiert das Gesetz den Bundesrat, können voraussichtlich Mitte 2012 Blue Cards in den zuständigen Ausländerbehörden beantragt werden, heißt es aus dem Bundesinnenministerium. Bevor allerdings die Blue-Card-Inhaber ihre Karriere in Deutschland starten, sieht Heiko Westermann die zuständigen Behörden in der Pflicht, "eine echte Willkommensstruktur für ausländische Fachkräfte zu leben."