Im Winter ist Ernte nur bedingt möglich. Naturschützer kritisieren Monokultur von Silomais als Futtermittel und für Biogasanlagen

Lüdershausen/Bütlingen. Spaziergänger in der Feldmark zwischen Lüdershausen und Bütlingen wundern sich, denn noch immer steht auf einigen Äckern Mais. Und das, obwohl der Winter voranschreitet, die Böden nass werden und eine Ernte mit schweren Maschinen mit jedem Tag schwieriger wird. Die inzwischen gelben Pflanzen mit ihren verdörrten Blättern wiegen sich längst nicht mehr überall im Wind. Wildschweine haben deutliche Spuren hinterlassen und den Mais vielfach plattgetreten. Dass noch immer Schläge mit Mais stehen, sei zwar ungewöhnlich, doch eine Ernte nach wie vor möglich, sagt der Lüneburger Kreislandwirt Jens Wischmann aus Dehnsen. Nichts sei verloren.

"Die Ernte von Silomais ist seit Mitte November beendet", so Wischmann. Es habe sehr gute Erträge in diesem Jahr gegeben, aber trotz der großen Mengen habe sich die Ernte nicht verzögert. "Es war lange trocken, die Arbeiten hätten geschafft werden können."

Silomais wird als Futtermittel und für Biogasanlagen angebaut. "Aber Landwirte haben auch die Möglichkeit, die Früchte als Körnermais zu ernten, der unter anderem in der Schweinefütterung eingesetzt wird." Um die Pflanzen dafür von den Feldern zu holen, würden Mähdrescher statt Häcksler wie beim Silomais eingesetzt. "Das ist bis Januar oder Februar möglich. Vielleicht hofft der Landwirt auf Frost, sodass der Boden hart wird und er mit Maschinen auf die Äcker kann."

Bis ins kommende Frühjahr sollte der Mais aber nicht mehr stehen bleiben. "Weil dann die Gefahr besteht, dass Wildschweine und Pilzbefall den Pflanzen so stark zugesetzt haben, dass sie nicht mehr zu gebrauchen sind." Das gelte schon jetzt für Stengel und Blätter. Normalerweise bleibe die Restpflanze stehen und vergammele nicht, sagt der Kreislandwirt. "Allerdings sieht es wüst aus, wenn Wildschweine sie umstoßen."

Uwe Baumert vom Naturschutzbund (Nabu) Niedersachsen sagt, die noch nicht abgeernteten Maisfelder in der Elbmarsch seien keine Einzelfälle. "Inzwischen gibt es so viel Mais, dass die Ernte sich wegen nasser Böden verzögert oder ganz ausfällt. Doch in diesem Jahr wäre genügend Zeit gewesen", so Baumert. "Die Auswirkungen sind gar nicht so negativ. Der Boden bleibt bedeckt und das schützt vor Erosion. Außerdem wird er geschont, weil keine schweren Geräte ihn weiter verdichten." Trotzdem sei es ein Fehler, die Schläge nicht abzuernten.

Auch Torsten Broder, Vorsitzender der Jägerschaft Lüneburg, sieht einige Vorteile. "Der Mais bietet Hasen, Fasanen und Rehen einen guten Windschutz und Deckung. Und die Vögel, die bei uns überwintern, finden ausreichend Nahrung." Dennoch würde er sich ein anderes Landschaftsbild wünschen als Schutz und Nahrungsquelle für die Wildtiere. "Auf abgeernteten Feldern müssten die Stengel stehen bleiben, Blühstreifen sogar bis kurz vor der Brut- und Setzzeit im Frühjahr." Zudem sollten Getreidereste und Gemüse liegenbleiben. "Das alles käme unseren Wildtieren zugute."

Anders als häufig angenommen vermehrten sich Wildschweine nicht stärker, wenn sie sich im Winter am stehengebliebenen Maisfeldern satt fressen könnten. "Die Sauen bevorzugen die angesäuerten Maisreste auf den abgeernteten Äckern", sagt Broder. Ohnehin scheint die Population beim Schwarzwild im Kreis Lüneburg den Scheitelpunkt überschritten zu haben. "Die Zahlen sinken", so Broder. Und Nabu-Experte Baumert sagt, auch das gute Angebot an Eicheln und das milde Wetter der vergangenen Jahre begünstige die Schwarzwildpopulation.

Dennoch sind sich die beiden Experten einig, dass die Vermaisung der Landschaft gebremst werden müsse. Daher hätte es Baumert lieber gesehen, wenn die Fruchtfolge auf den Äckern in der Elbmarsch eingehalten würde, statt die Monokultur Mais auch noch im Winter stehenzulassen. "Es wäre besser, wenn dort jetzt etwa Wintergetreide wachsen würde", sagt er. Denn wissenschaftliche Studien der Tierärztlichen Hochschule Hannover hätten ergeben, dass Mais nur wenig Lebensraum bietet. "Rebhühner meiden ihn, die Wiesenweihe ist stark zurückgegangen und die über alles wichtigen Regenwürmer sind kaum im Mais, weil sie kein organisches Material finden", so Baumert.

Der Mais habe zu Unrecht ein schlechtes Image, sagt dagegen Kreislandwirt Jens Wischmann. "Er ist aus ökologischer Sicht nicht schlecht, weil er auch Tieren Nahrung bietet. Aber es hagelt Kritik, weil er nicht schön ist und so hoch wächst, dass man nicht über ihn hinwegsehen kann."