Seit die marode Straße gesperrt ist, weichen viele Autofahrer über umliegende Orte aus. Ratsherr Manfred Mundt fordert eine Sanierung.

Vögelsen. Zahlreiche große und kleinere Schlaglöcher durchziehen den Weg, sie machen ein Befahren der schmalen Verbindungsstraße zwischen Vögelsen und Radbruch unmöglich. Deshalb hat die Samtgemeinde Bardowick den rund drei Kilometer langen Gemeindeverbindungsweg im März 2010 für den Verkehr gesperrt. Ein Umstand, den die Mehrheitsgruppe aus SPD, Grünen, WfB (Wir für Bardowick) und Linke im Samtgemeinderat nicht länger hinnehmen will.

"Der Weg muss ausgebaut und wieder geöffnet werden, um die Ortskerne zu entlasten", sagt Manfred Mundt, Vorsitzender der Gruppe. Denn die Orte im Umkreis haben ihm zufolge seit März vergangenen Jahres enorme Probleme mit Durchgangsverkehr. Mundt sieht einen direkten Zusammenhang mit der gesperrten Straße. "Die Sperrung sorgt dafür, dass der komplette Verkehr durch Wohngebiete in Mechtersen und Bardowick geleitet wird."

Vor allem sein Heimatdorf Mechtersen leide unter zunehmendem Verkehr, so Mundt. "Es gibt Stoßzeiten, dann rollen aus Radbruch kommend Kolonnen von Fahrzeugen durch das Dorf." Besonders schlimm sei es nach dem üblichen Feierabend, sagt Mundt. Er ist überzeugt: "Das Verkehrsaufkommen ist deutlich höher geworden." Dem widerspricht Bardowicks Bauamtsleiter Peter Willnath. Er argumentiert, dass eine Erhebung durch die Samtgemeinde diesen Eindruck nicht bestätige. Doch Mundt will sich auf diese Zahlen nicht verlassen. Er sagt: "Die Verkehrszählung der Samtgemeinde war eine Verkehrtzählung."

Die Verbindungsstraße von Vögelsen nach Radbruch galt bei vielen Autofahrern aus dem Westen der Stadt Lüneburg und aus der Samtgemeinde Gellersen als ein beliebter Schleichweg zur Autobahnauffahrt Winsen-Ost. Überdies rollte Verkehr aus Winsen nach Lüneburg über die Schlaglochpiste. Seit der Weg gesperrt ist, suchen sich die Fahrer Ausweichrouten - und fahren durch Wohngebiete in Mechtersen, Radbruch und Bardowick.

Schon kurz nach der Sperrung beschwerten sich Bürger aus Mechtersen. Sie kritisierten damals, dass im nun stärker befahrenen Ortseingang von Mechtersen Kinder auf ihre Schulbusse warteten. Zudem befinde sich dort der Kindergarten, so die Bürger. Ihre Rechnung: Rund 5400 Autos zusätzlich in der Woche nutzten die Strecke, um schnell zur Autobahn zu kommen - so viele Fahrzeuge rollten über die Schlaglochpiste, bevor sie dicht gemacht wurde. Überdies habe Mechtersen keine Fahrradwege und nur einseitige Fußwege, lautete ein weiterer Kritikpunkt.

"Die Sperrung der kaputten Ortsverbindungsstraße hat einen unerträglichen Ausweichverkehr über die Nachbargemeinde Mechtersen zur Folge. Die Ausweichler über Bardowick, wie über Verkehrsschilder empfohlen, fahren im Bardowicker Ortseingang auch am Kindergarten mit unsicherer Straßenquerung vorbei, um dann ebenfalls durch Wohnbebauung zu fahren", heißt es dann auch in dem Gruppenantrag zur Sanierung des Weges.

Eine Straße könne nicht einfach gesperrt werden, nur weil sie kaputt sei, meint Mundt. "Die Orte benötigen sie dringend. Und eine Straßenruine wird nicht besser, je länger sie unsaniert bleibt." Der SPD-Mann erhält Rückendeckung von seinen Parteikollegen, den Ortsbürgermeistern Achim Gründel aus Radbruch, Heinz Fricke aus Vögelsen und Eva Köhler aus Bardowick.

"Den Ausbau muss sich die Samtgemeinde leisten können. Schließlich ist der Weg Teil der Infrastruktur, etwa für Landwirte, die auf ihre Felder müssen", sagt Köhler. Und Fricke ergänzt: "Die Anwohner haben das Recht auf eine Straße, auf der sie mit ihren Autos gefahrlos fahren können, und über die ihre Grundstücke von Ver- und Entsorgungsfahrzeugen problemlos erreicht werden." Die momentane Situation sei für sie nicht länger zumutbar, sagt Fricke. Von Achsschäden an Wagen sei schon die Rede. Die Straße sei nicht nur eine sinnvolle Verbindung von Radbruch über Vögelsen nach Lüneburg für Autos, so Gründel. "Auch für Radfahrer ist der Weg wichtig."

Bauamtsleiter Peter Willnath befürchtet hingegen, dass die Kommune nichts anderes als einen teuren Autobahnzubringer für andere baue. "Es muss diskutiert werden, ob die Straße nach einer möglichen Sanierung nicht sogar für den Durchgangsverkehr gesperrt werden sollte", sagt er. Eine Sanierung des Verbindungsweges mit der jetzigen Breite von drei Metern würde rund 500 000 Euro kosten.

"Politisch war bislang jedoch eine Variante mit Radweg und einer Breite von 4,50 Metern gewünscht. Das kostet 800 000 Euro", so Willnath. Die Samtgemeinde habe bereits einen Förderantrag beim Land Niedersachsen gestellt. Die Antwort war ernüchternd. "Der Antrag war erfolglos. Wir müssen die Sanierung aus eigener Tasche zahlen."

Manfred Mundt sagt, die Samtgemeinde müsse bei der Finanzierung alle möglichen Quellen ausschöpfen. "Es gibt auch Fördertöpfe beim Bund und bei der EU." Und so fordert die Mehrheitsgruppe die Verwaltung auf, bis zum 1. März kommenden Jahres die Möglichkeiten auszuloten.

"Als Zuschussgeber denken wir primär an den Landkreis Lüneburg mit seinem Strukturentwicklungsfonds, dessen Aufteilung maßgeblich durch die Hauptverwaltungsbeamten geregelt wird", heißt es im Antrag der Gruppe. Mundt: "Es muss endlich etwas passieren. Wir werden die Samtgemeinde beauftragen, Geld für einen Straßenausbau einzuwerben und die erforderlichen Mittel im Haushaltsplan 2012 einzustellen."