Die Empfehlung des Gutachters Joachim Jens Hesse, Stadt und Landkreis Lüneburg müssten zusammen mit Uelzen und Lüchow-Dannenberg den Kreis Nordostniedersachsen bilden, um eine Zukunft zu haben, geht an der Lebenswelt der Bürger völlig vorbei.

Die Menschen in Stadt und Landkreis sind enger mit Hamburg verbunden als mit jeder anderen Region in Niedersachsen. Tausende sind aus der Hansestadt in das Lüneburger Umland gezogen, arbeiten in Hamburg, nutzen die kulturellen Angebote und Sportgroßereignisse in der Großstadt in der Freizeit. Der Blick der Menschen geht ganz klar Richtung Norden. Das gilt auch für die Wirtschaft. Viele heimische Unternehmen profitieren von der Nähe zu Hamburg.

Diese Orientierung nach Hamburg zu ignorieren und stattdessen die Nähe zu Uelzen und Lüchow-Dannenberg zu empfehlen, ist nicht, wie vom Gutachter behauptet, ein mutiger Schritt in die Zukunft. Vielmehr werden Stadt und Landkreis gedrängt, eine Region mit Nachbarn zu bilden, mit denen es kaum Berührungspunkte gibt und die offenkundig ohne kräftige Finanzhilfen aus Brüssel, Berlin und Hannover kaum überleben könnte.

Selbst Hesse stellt fest, es bestehe in Nordostniedersachsen eine nur geringe regionale Identität. Auf Uelzen und Lüchow-Dannenberg bezogen stimmt das unwidersprochen - einmal abgesehen von der kulturellen Landpartie im Wendland und dem Protest gegen Gorleben und die Castor-Transporte.

Hesse empfiehlt großräumiges Denken. Dieses findet in Stadt und Landkreis längst seit Jahren statt, weil sie zur Metropolregion Hamburg gehören. Und die Metropolregion steckt die Grenzen für Stadt und Landkreis ab. Denn nur innerhalb dieser liegt das Entwicklungspotenzial.

Alles andere würden Stadt und Kreis noch mehr an den finanziellen Tropf von EU, Bund und Land befördern. Mit möglicherweise gefährlichem Ausgang, weil niemand vor dem Hintergrund der Finanzkrise weiß, wie lang die öffentlichen Fördertöpfe noch gefüllt werden.