Die Elbe gilt als einer der schönsten Flüsse in Europa. Die Flusslandschaft ist ein herrliches Naturidyll, das allerdings viel zu oft vergessen lässt, dass die Elbe nicht nur wegen ihrer Schönheit etwas Besonderes ist. Sie hat auch eine einzigartige Geschichte im 20. Jahrhundert. Der Strom trennte Ost und West, war Teil des nahezu undurchlässigen Eisernen Vorhangs. Darin erinnert Karin Toben mit ihrem Buch, das Lebenswege an der Elbe nachzeichnet und mehr als ein Heimatbuch ist. Es ist ein wichtiges Dokument der Zeitgeschichte.

Die Dramen, die sich am Fluss abspielten, und bei denen es oft um Leben und Tod ging, dürfen nicht vergessen werden. Sie müssen als Mahnung für Freiheit und Warnung vor Diktaturen weiterleben. Die nächsten Generationen werden die Schicksale von der Elbe nur noch in Geschichtsbüchern kennenlernen. Umso wichtiger ist es, dass Augenzeugen jetzt über die Tragödien von einst erzählen, bevor es zu spät und der letzte Zeitzeuge tot ist und die Erinnerung an die Unterdrückung durch totalitäre Systeme noch mehr als ohnehin schon verblasst.

Zumal Flucht vor Krieg, Hunger und Folter auch heute noch nach wie vor aktuell sind. Was sich vor Jahrzehnten am Elbestrand zutrug, spielt sich heute ein paar tausend Kilometer weiter südlich an den Stränden in Italien und Spanien ab. Menschen aus Afrika fliehen nach Europa, um Elend und Unterdrückung in ihrer Heimat zu entkommen. Sie wollen nichts anderes als die Flüchtlinge damals an der Elbe: nach langer Odyssee Boden endlich unter die Füße zu bekommen und ein besseres Leben in Freiheit.

Wer ihnen das verwehren will, sollte sich dringend mit den Lebenswegen am Schicksalsfluss Elbe beschäftigen, um zu verstehen und die richtigen Lehren aus der Geschichte zu ziehen. Jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben in Freiheit.