Auf dem Lüneburger Wochenmarkt werden bereits fleißig die neuen Knollen verkauft. Die bleiben, kühl und dunkel gelagert, frisch bis Mai.

Lüneburg. Sie heißen Linda, Princess, Laura oder Maja. Natürlich ist die Rede von Kartoffeln. Kein Gemüse ist uns so lieb wie der Erdapfel. Darum erhalten die unterschiedlichen Sorten wohlklingende Frauennamen. Das dient auch der Unterscheidung.

Generell wird die Kartoffel in drei Kategorien eingeteilt: festkochend, vorwiegend festkochend und mehlig kochend. Festkochende Kartoffeln werden für Gratins und Kartoffelsalat, vorwiegend festkochende Sorten für Salz- und Pellkartoffeln sowie Suppen verwendet. Mehlig kochende Kartoffeln werden gern für Eintöpfe und Kartoffelpüree genutzt. Bio-Bauer Marten Koch baut auf seinem Hof in Glüsingen drei Sorten Kartoffeln auf 15 Hektar an. "Nicola, Belana und Salome, die sind festkochend. Das ist in Norddeutschland am gefragtesten", sagt er, "in Süddeutschland werden mehligere Sorten bevorzugt. Dort werden viele Knödel gegessen."

Mit der Kartoffelsaat beginnen die Landwirte teilweise bereits im Februar. "Das sind vorgezogene Pflanzen, die von Hand unter Folie gesetzt werden", sagt Marten Koch. Sonst würden Kartoffeln automatisch gepflanzt. Die von Hand gepflanzten Frühkartoffeln können bereits Anfang Juni geerntet werden. "Die sind allerdings nicht lagerfähig, da die Schale noch nicht abgereift ist", sagt Marten Koch. Normalerweise würde Kartoffeln nach dem letzten Frost, frühestens Mitte April gepflanzt. Je nach Sorte und Wetter kann ab August geerntet werden.

Davor haben die Landwirte jedoch ganz andere Sorgen. Hans-Joachim Alvamann betreibt einen Bio-Hof in der Nähe von Neu Darchau. "Noch immer befällt der Kartoffelkäfer die Pflanzen. Es gibt zwar Mittel und Maschinen ihn abzusammeln, aber eigentlich kann die Pflanze sich ganz gut selber wehren", sagt er. Würde sie von den Fressfeinden angegriffen, stelle die Kartoffelpflanze einfach ihren Stoffwechsel um. "Sie produziert dann ein Alkaloid. Dem Käfer schmeckt die Pflanze nicht mehr und er lässt von ihr ab", sagt Alvamann. 10 bis 15 Prozent Schaden richte der Käfer an der Pflanze an. "Das ist ein Wert, mit dem die Pflanze gut zurecht kommt", so der 50-Jährige.

Auch wenn sich die Kartoffel ganz gut gegen ihre Fressfeinde wehrt, kann die Ernte schlecht ausfallen. "Das war ein durchwachsenes Kartoffeljahr", sagt Marten Koch. Die Hitze im Frühjahr habe bei sehr früh gepflanzten Kartoffeln zu weniger Kartoffeln pro Pflanze geführt, die dafür jedoch extrem groß seien. "Leider werden sehr große Kartoffeln nicht auf dem Markt gekauft. Die werden dann zu Pommes Frites verarbeitet", weiß Marten Koch.

Geerntet werden die Kartoffeln erst, wenn die Schale ganz abgereift ist. Dazu nutzen die Landwirte meist Kartoffelvollernter. Die Erntemaschine fährt unter dem Erdwall mit den Kartoffeln lang und trennt gleichzeitig die bis zu einen Meter hohe Pflanze von den Knollen. Verschiedene Siebe trennen die Kartoffeln von Steinen, Erd- und Pflanzenresten. Dann werden die Kartoffeln getrocknet. "Frisch vom Feld können sie weder verpackt, noch verkauft werden", sagt Hans-Joachim Alvamann. Dabei müssen die Bauern die Knollen vor Sonnenlicht schützen. "In der Sonne grünen die Kartoffeln nach und entwickeln giftiges Solanin", so Alvamann. Trotzdem müsse man Kartoffeln mit grünen Stellen nicht wegwerfen. "Man kann die grünen Teile abschneiden. Beim Zubereiten geht das Solanin ins Kochwasser, das sollte man also wegschütten", sagt Hans-Joachim Alvamann.

Wer Kartoffeln auf dem Markt kauft, sollte sie bei etwa fünf Grad dunkel lagern. "Am besten in einer Kartoffelkiste", sagt er. Unterschreitet die Temperatur fünf Grad, können die Knollen erfrieren: die Kartoffelstärke wandelt sich in Zucker um. Wer seine Kartoffeln so lange wie möglich lagern will, sollte auch die Luftfeuchtigkeit beachten. Ist die zu niedrig, welken die Knollen. Kommt es jedoch zu einem Feuchtigkeitsstau, kann schnell Schimmel entstehen. Alvamanns Kollege Marten Koch weiß, wie man unerwünschtes Keimen verhindern kann: "Die Kartoffelkiste regelmäßig durchschütteln, dann verlieren die Kartoffeln die Orientierung." Der Keim aus der Kartoffel wachse schließlich immer nach oben. Drehe man die Kartoffel, wisse die nicht mehr, wo oben und unten sei. Wer alles richtig macht, kann seine Kartoffeln bis ins Frühjahr verzehren. "Ich habe meine letzten eigenen Kartoffeln im Mai diesen Jahres verkauft", sagt Alvamann.

Ob gerade gekauft oder aus der Kartoffelkiste, Kartoffeln sind gesund. Sie enthalten die Spurenelemente Magnesium, Kalium, Kalzium, Phosphor und Eisen. Die kann der Körper nicht selbst herstellen, benötigt sie jedoch für den Zellaufbau und den Stoffwechsel. Fett ist in Kartoffeln nur in Spuren enthalten, dafür ist sie reich an Vitamin C sowie B1, B2 und B6. Sie stärken das Immunsystem und sind wichtig für Haut, Haare und Nägel.

Wer die üblichen Kartoffeln zu langweilig findet, kann auf bunte Sorten in rot, blau oder violett zurückgreifen Bekannt unter den blauen Kartoffeln sind besonders die Blauen Schweden oder die auch Trüffelkartoffel genannte Vitelotte aus Frankreich.

Es gibt jedoch eine Kartoffel, die keine Kartoffel ist. Die Süßkartoffel ist gar keine Kartoffel. Sie zählt zu den Windengewächsen, während die "echte" Kartoffel ein Nachtschattengewächs ist.