Eine Stadt, die nur verkaufen will - sich selbst oder ihre Ware - die grenzt aus. Und vor allem: Nach Geschäftsschluss ist sie tot.

Experten haben sich über die Perspektiven der Innenstadtentwicklung ausgelassen. Lauscht man aufmerksam, so könnte man auf die Idee kommen, Innenstadt und Kommerz, das sei inzwischen ein und dasselbe. Schon der Begriff "Kaufhaus Innenstadt" ist höchst verräterisch: Er suggeriert, dass in unserer Innenstadt nur bedient wird, wer konsumieren will. Doch eine Stadt, die nur verkaufen will - sich selbst oder ihre Ware - die grenzt aus. Und vor allem: Nach Geschäftsschluss ist sie tot.

Es gibt eine steigende Zahl von Menschen, die sich im Herzen einer Stadt nicht nur von Konsumtempel zu Konsumtempel schieben lassen will, um Zeug anzuhäufen, das hinterher doch keiner braucht. Eine wachsende Zahl von Menschen verlangt mehr, nämlich eine lebendige Stadtkultur. Dazu gehören nichtkommerzielle Begegnungsstätten ebenso wie Angebote aus dem Bereich Theater, Malerei, Musik. Nicht umsonst mahnt dieser Tage der Arbeitskreis Lüneburger Altstadt durch seinen Vorsitzenden immer wieder davor, die Innenstadt zu einer glitzernden, hohlen Fassade verkommen zu lassen. Der Mensch lebt nicht vom rollenden Euro allein.

Ein durchdachtes, mit öffentlichen Mitteln gefördertes Gesamtkonzept, das der Verödung aktiv entgegenwirkt, steht bei uns noch aus. Die Museumslandschaft ist ein erster Schritt, aber sie wird nicht reichen. In Lüneburg existiert eine aktive und überwiegend junge Szene freier Kulturschaffender, die voller Ideen und Tatendrang steckt. Es ist Zeit, auf sie zuzugehen.