Auch in diesem Oktober werden Alltagsbegleiter in Lüneburg ausgebildet. Die Ausbildung erstreckt sich über acht Wochenenden.

Lüneburg. Wer im Alter allein lebt, braucht soziale Kontakte. Doch das ist manchmal schwer: "Großfamilien" existieren praktisch nicht mehr, die eigenen Kinder wohnen oft weit weg und soziale Dienste arbeiten unter Zeitdruck. Gelegenheit für ein Gespräch oder einen Spaziergang bietet sich kaum. Darum werden seit 2009 Alltagsbegleiter in Lüneburg ausgebildet.

"Das sind Frauen und Männer die sich ehrenamtlich Zeit für die Senioren nehmen", sagt Nicola Wernecke vom Seniorenservicebüro der Stadt. Das Projekt Alltagsbegleiter ist eine Kooperation des Seniorenservicebüros, der Volkshochschule (VHS) Lüneburg und des Instituts für Weiterbildung in der Kranken- und Altenpflege (IWK).

An acht Wochenenden werden die Alltagsbegleiter ausgebildet. Theorie und Praxis nehmen je die Hälfte der Zeit ein. In der Theorie informieren Dozenten über die Themen Beschäftigung, Pflege, Kommunikation und Sozialrecht. "Der praktische Teil ist dann ein 22-stündiges Praktikum in einer Altenhilfeeinrichtung", sagt Nicola Wernecke. Die Qualifizierung kostet die Teilnehmer nichts: Die Ausbildung bezahlt die Landesagentur Generationendialog Niedersachsen. Dafür müssen die Ehrenamtlichen ein Jahr als Alltagsbegleiter im Einsatz sein. Das heißt, sich eine Stunde in der Woche mit einem Senioren treffen.

Britta Stutte interessiert sich für die Tätigkeit. "Ich will die alten Leute motivieren etwas Neues zu machen", sagt sie. Im Januar will die 42-Jährige zudem ihren Übungsleiterschein machen. Wichtig sei es ihr, dass sich die Senioren mit ihrer Hilfe wieder selbst etwas zutrauen. "Man muss den Alltag nicht so hinnehmen, wie er ist. Ich möchte dabei Helfen Wünsche und Ideen umzusetzen", sagt sie.

Bereits zum sechsten Mal werden die Alltagsbegleiter jetzt ausgebildet. 52 Absolventen gibt es bisher, 30 engagieren sich zurzeit als Alltagsbegleiter. "Unsere Jüngste Absolventin war 16, unsere älteste 77 Jahre alt. Die hat eine jüngere Dame betreut", sagt Sozialarbeiterin Nicola Wernecke. Es würden sich jedoch immer mehr Frauen als Männer anmelden. "Wir haben pro Kurs einen Mann. Wird explizit nach Männern gefragt, ist der schnell weg", sagt sie.

+++ Engagement nützt Jung und Alt +++

+++ Sie bringen Schwung in den Alltag +++

Die 53-Jährige Susanne Schärfe sieht die Alltagsbegleitung als Schritt um sich vielleicht beruflich zu verändern. "Ich habe viele Jahre am Schreibtisch gesessen, jetzt möchte ich etwas anderes machen", sagt die Dolmetscherin. Eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin habe sie bereits gemacht. "Nur praktisch habe ich noch nicht in dem Bereich gearbeitet", sagt sie. Der Grund für den Wunsch nach einem anderen Beruf sei ihre 17-jährige Tochter. "Wenn die Kinder kleiner sind, versucht man doch mittags wieder da zu sein. Jetzt braucht sie mich nicht mehr, da werden ganz neue Kapazitäten frei", sagt Susanne Schärfe.

Diese Motivation hört Nicola Wernecke öfter: "Viele Interessierte sind Ende 40, die Kinder werden Erwachsen. Sie treten gerade in die nächste Lebensphase über und sind daran interessiert die Biografien anderer zu hören." Angefragt werden die Alltagsbegleiter bei Hausbesuchen, der Einzelfallhilfe oder über Mundpropaganda. Dabei hielten sich Anfragen und zu Vermittelnde meist die Waage. Vorher haben sie detailliert angegeben, was ihnen Spaß macht und was nicht. "Wer nicht gern vorliest wird nicht zu einen Blinden der darauf angewiesen ist, vermittelt", sagt Nicola Wernecke. Auch die Nähe zum Wohnort spiele eine Rolle. Eine Stunde in der Woche treffen sich die Ehrenamtlichen mit den Senioren. Dabei geht es nicht um Dienstleistungen, sondern um die Beziehung. "Für die Senioren ist es wichtig, dass verlässlich jemand nur für sie kommt", sagt Nicole Wernecke.

Anders als ein Vermittlungsbüro werden die Ehrenamtlichen von Nicola Wernecke auch nach der Qualifizierung betreut. Bei der ersten Kontaktaufnahme ist die Sozialarbeiterin dabei. Danach lädt sie die Ehrenamtlichen alle acht Wochen zum Gespräch.

Die Betreuung kann Monate, Wochen oder Jahre dauern. Die angehende Alltagsbegleiterin Susanne Schärfe hat sich darum auch mit dem Thema Tod auseinandergesetzt. "Den Tod des Seniors zu verkraften erfordert ein großes Maß an Selbstlosigkeit und Distanz", glaubt sie. Trotzdem sei ihr das Engagement wichtiger, als sich selbst vor der Konfrontation mit dem Sterben zu bewahren: "Bevor sich niemand um diesen Menschen kümmert, nehme ich das in Kauf."

Die Qualifizierung zum Alltagsbegleiter startet am Freitag, 7. Oktober, in den Räumen der VHS. Anmeldungen nimmt Nicola Wernecke unter der Telefonnummer: 04131/30 93 70 oder per E-Mail an nicola.wernecke@stadt.lueneburg.de .