Der bekannte Pop-Art-Künstler Otmar Alt hat in limitierter Auflage Drucke auf kleinem Format entworfen - und einen Cider kreiert.

Dahlem. Spätestens seit Pretty Woman ist bekannt: Die Erdbeere ist verführerisch. Noch sündiger ist nur der Apfel, und bringt man die beiden zusammen, entsteht unter gewissen Umständen eine gärende, die Sinne verwirrende Mischung: Art Cider.

Wer nichts versteht, sei aufgeklärt. Im Dahlem gibt es Norddeutschlands erste Apfelweinschänke, die "appleslounge". Ein wunderbarer Ort mit romantischem Innenhof, jungen Apfelbäumen, leckeren Kleinigkeiten wie Zwiebelkuchen und Cider in mehr oder weniger experimentellen Geschmacksrichtungen. Einen ganz besonderen Cider wird es von Sonnabend, 24. September, zu kaufen geben, eben den besagten "Art Cider Edition No. 3". Der trägt nicht nur ein Etikett mit einem Druck des Pop-Art-Künstler Otmar Alt auf der Flasche, sondern ist auch nach dessen Geschmack produziert. Und: Wer die 130 Euro pro Flasche bezahlt, bekommt einen Originaldruck von Alts "Deutschland vor dem großen Kater" (35x48 Zentimeter, Auflage 400 Stück) dazu.

"Anders als die Rothschilds, die einfach Kunst-Etiketten auf ihre Flaschen pappen, erarbeiten wir gemeinsam mit den Künstlern ein Produkt", erklärt Bernd Gerstacker, der den Cider herstellt. Denn die geschmacklichen Vorlieben des jeweiligen Künstlers - bei Jay Ryan war es Vanille, gerne scharf, bei Daniel Richter (Art Cider Edition No. 2) Quitte - prägen das hochprozentige Getränk.

Otmar Alt mag gerne Erdbeeren. Gut: Erdbeeren sind rot, süß, verführerisch. Aber Cider mit Erdbeer-Aroma? "Mit Apfel verträgt sich sehr, sehr viel. Er ist ein guter Trägerstoff", sagt Gerstacker. Damit der Alt-Art-Cider aber nicht zu süß wird, hätten sie noch Johannisbeere und ein bisschen Vanille dazugegeben. Unter anderem, das genaue Rezept verrät Gerstacker nicht. Nur, dass das Ergebnis lecker ist. "Das weiß man ja vorher nicht, so ein Cider ist ein absolutes Experiment", sagt er. Zwölf bis 15 Monate muss der Wein im Barrique-Fass reifen, bevor Künstler und Apfelwein-Macher gemeinsam den Tropfen verkosten und gegebenenfalls noch weiter verfeinern.

Genau 200 Liter passen in das Barrique-Fass - macht 400 Flaschen Art Cider und dementsprechend 400 Drucke, die nummeriert und signiert verkauft werden. Die erste Edition des Art Ciders erschient 2006 mit einem Bild des amerikanischen Illustrators Jay Ryan, den sie in der Hamburger Galerie Feinkunst Krüger kennengelernt hätten, erinnert sich Bernd Gerstacker. "Es war nicht so schlau, einen amerikanischen Künstler zu wählen", meint er Schultern zuckend. "Zum einen ist er in Deutschland nicht so bekannt, zum anderen war es unheimlich schwer, bestellte Flaschen nach Amerika zu bekommen."

Zu einem echten Knüller entwickelte sich die zweite Edition nach dem Geschmack und mit Bild von Daniel Richter. Dessen Art Cider Edition No. 2 kostet derzeit 190 Euro. "Ein Schnäppchen", sagt Gerstacker, "im Internet werden die Drucke inzwischen um die 350 Euro gehandelt."

Die Daniel-Richter-Edition 2009 war es auch, die den Galeristen von Otmar Alt auf die norddeutschen Winzer aufmerksam werden ließ. Der 71-jährige Künstler habe keinerlei Berührungsängste, sagt Gerstacker, "er hat schon Bobbycars, Telefonkarten oder Geschirr gemacht, das ist Pop Art im besten Sinne."

Vom (Erdbeer-)Apfelwein und dem Wendland war Alt so begeistert, dass er kurzerhand einen ganzen Bilderzyklus zum Thema entwarf. Entstanden sind wunderbare, tiefsinnige, ironische Bilder, die sich mit Erotik, Lebenslust und Sehnsucht beschäftigen. Zu sehen sind die rund 30 Werke bis 31. Oktober in der "appleslounge", Vernissage mit Otmar Alt ist am 24. September um 15 Uhr.

Wer dann auf den Geschmack gekommen ist, kann sich gleich auch noch das Buch zum Wein besorgen: "Naschen vom Baum der Erkenntnis - Über Äpfel, Sünden & andere Genüsse" heißt das herrliche kleine Büchlein, in dem der handliche Bilderzyklus mit passenden Zitaten versehen zum Preis von zehn Euro zu haben ist.

www.mostofapples.de

www.otmar-alt.de

Otmar Alt "Naschen vom Baum der Erkenntnis", Wiesenweg 7, Dahlem; Fr.+Sa. 12-21, So. 14-19 Uhr