Das Lüneburger Scala-Kino startet “Sneak Previews“. Welcher Film läuft, bleibt bis zum Vorspann geheim. Doppelt so viele Zuschauer wie erwartet.

Lüneburg. Im Hamburger Grindel-Kino gab es sie schon vor 20 Jahren, jetzt hat die sogenannte Sneak Preview das Scala-Programmkino Lüneburg erreicht. Und die Premiere am Montagabend hat gezeigt: Lüneburgs Filmpublikum ist reif für die Überraschungsvorführung. Der größte Saal mit fast 100 Plätzen war ausverkauft - ein viel versprechender Anfang für eine Reihe mit potenziellem Kult-Charakter.

Dabei wissen die Besucher beim Kauf der Eintrittkarte - günstiger als üblich - nicht, welcher Film sie erwartet. Sie wissen nur, dass es ein Streifen sein wird, der noch nicht im Kino läuft.

"Das Konzept soll ein jüngeres Publikum ins Haus locken", sagt Mitinitiator David Sprinz, 33. Die Reduzierung der Studentenzahlen spüre auch das Scala-Kino, so der Grafiker, der seit elf Jahren Drucksachen und Layouts für das Kino gestaltet.

Für andere mag es eine Hemmschwelle bedeuten, in dasselbe Kino zu gehen wie die Tante, Mutter oder Oma, meint Philipp Leitzmann. Der 21-Jährige absolviert seit einem Jahr eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann in dem Kino. "Das ist schade, denn die Filme sind einfach super, auch für ein junges Publikum", so Leitzmann.

Gemeinsam mit Jenny Poßin, 31, und Azubi-Kollege Kevin Beck, 21, besucht Philipp Leitzmann so viele Pressevorführungen in Hamburg wie möglich, um auf mögliche Sneak-Kandidaten aufmerksam zu werden. "Wir sehen die Starterlisten durch und gucken, was uns interessiert", sagt Kevin Beck. Auch das Filmfest im Herbst ist im Terminkalender gesetzt, ebenso wie für David die Berlinale im Februar und die Filmkunstmesse in Leipzig im September.

Finden sie dort nicht ausreichend Potenzial für die Überraschungsabende, verlassen sich die vier Nachwuchs-Cineasten auf Empfehlungen, Kritiken und Vorschauen - und sehen im Zweifel dann auch mal selbst einen unbekannten Film im Kino.

Ob die gewünschten Titel es wirklich in die Lüneburger Sneak schaffen, hängt derweil von den Verleihern ab. Kino-Betreiberin Elke Rickert sagte der Rundschau: "Wir fragen bei ihnen nach. Ob wir den Film dann vor Bundesstart zeigen dürfen, entscheiden die Verleiher." Doch die Chancen des 2007 zum besten Programmkino Deutschlands prämierten Hauses stünden zumeist gut: "Die Verleiher kennen uns und wissen, dass wir die Filme nicht verheizen." Und letztlich ist die Sneak auch Werbung für einen Film - durch Mundpropaganda des Vorschau-Publikums.

Am Montag zeigte es sich begeistert von der neuen Reihe. "Total genial, dass es jetzt Sneaks in Lüneburg gibt", sagt Fabian Göben, 26. Gemeinsam mit seiner Freundin Ann-Kathrin Krüger, 23, wird er auf jeden Fall wiederkommen, auch wenn beide den Film "Le Havre" des finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki "speziell" fanden. Der Bundesstart ist am Donnerstag.

Genau das macht für Sascha Buchholz, 35, jedoch eine Sneak Preview auch aus: "Dass ich Filme sehe, die ich sonst nicht gesehen hätte, weil ich sie aufgrund von Vorschauen und Ankündigungen nicht ausgewählt hätte." Von "Le Havre" hatte er bislang nichts gehört und war trotzdem angetan. Kumpel Andreas Thedens, 39, hatte den Titel "ohnehin auf meiner Liste". Sneaks findet er spannend, "das fehlte bislang in Lüneburg".

Venu Katins, 42, hat sich bereits jeden ersten Montag im Monat im Kalender freigehalten. "Klasse, ich kannte Sneaks schon aus Stuttgart. Sie sind günstig und überraschend, diese Abende haben Kult-Potenzial." Seine Begleiterin Julika Selinger, 29, genoss die Stimmung im Saal: "Es war voll, und es war irgendwie anders als sonst." Auch der Film sei gut gewählt worden, nicht zu schwierig, aber auch nicht zu leicht. Nur etwas mehr Werbung hätte die Veranstaltung durchaus vertragen.

Die Sneak Preview läuft jeden ersten Montag im Monat im Scala-Kino an der Apothekenstraße. Der Eintritt kostet fünf Euro. Den nächsten Termin am besten vormerken: Es ist der 3. Oktober.