Die Nutzung des Gebäudes der Musikschule An der Münze ist zwischen Kulturinitiative und Ratspolitikern weiter umstritten.

Lüneburg. Die SPD hatte die Kulturschaffenden der Stadt eingeladen, über die Situation der freien Kulturszene zu sprechen - unabhängig vom Wahlkampf wollte man im Anschluss an ein erstes Gespräch im Mai darüber reden, wie sich die Situation darstellt.

Schnell wurde klar, dass die Anwesenden mit der Kulturpolitik der Stadt nicht zufrieden sind. "Es gibt viele, die kulturell tätig sind, für die aber nichts getan wird. Die Stadt lässt uns außen vor. Uns wird gesagt, dass unsere Konzepte zur künftigen Nutzung der alten Musikschule prima sind, aber sie seien auch unrealistisch. Ich will endlich wissen, warum wir in die Ecke gestellt werden, darüber will ich mit meinem Oberbürgermeister reden", sagte Kurt Bader von der Initiative KIS.

Den Kampf für ein neues sozio-kulturelles Zentrum in der Stadt wollen die Aktiven nicht aufgeben. Die Konzentration allein auf das "Kaufhaus" Lüneburg reiche nicht aus, um die Stadt für alle Bevölkerungsschichten attraktiv zu halten. In anderen Städten gebe es Kulturzentren - und sie arbeiten erfolgreich. "Sie beleben die innerstädtische Öde, die sich nur an Konsuminteressen orientiert", sagt Ernst Bögershausen von den Grünen, der den Kulturpavillon am Raschplatz in Hannover mit aufgebaut hat. Es gebe eine Szene, die sich unterhalb der institutionellen Einrichtungen tummelt - und dafür vermissen die Kulturschaffenden eine Unterstützung der offiziellen Institutionen, zumal die Finanzierung der alten Bäckerei auch nicht gesichert sei. Der Verkauf der alten Musikschule sei wohl nicht mehr abzuwenden, aber man müsse endlich ausloten, inwieweit auf dem Gelände noch Freiräume für eine anderweitige Nutzung verbleiben, sagte Bögershausen.

Auch andere Zuhörer sahen die Gefahr, dass mit dem Verkauf der alten Musikschule einer der letzten, nicht kommerziell genutzten Freiräume in der in Stadt verloren geht. Friedrich von Mansberg (SPD), Vorsitzender des Kulturausschusses der Stadt, verwies auf neue Möglichkeiten, die auf dem Gelände der neuen Musikschule an der Lindenstraße entstehen. "Dort wird es demnächst ein Treffen mit Vertretern der freien Theaterszene geben. Das Theater Lüneburg will mit ihnen über Kooperationen sprechen", sagte von Mansberg. Er verwies darauf, dass die alte Musikschule sich in einem erheblichen Renovierungsstau befindet. "Ein Finanzkonzept der Initiative KIS vermisse ich bisher", sagte von Mansberg.

Auch für die alte Bäckerei gebe es ein solches Konzept noch nicht, hielt die KIS dagegen. "Es ist an der Zeit, sich zusammenzusetzen, um gemeinsam zu überlegen, wie es weitergehen könnte", sagte Dilli Dillmann von der KIS. "Auch ich wünsche mir Signale von der Politik, dass man den Austausch mit uns wirklich will", sagte Thore Debor vom Salon Hansen. Auch eine kleine Lösung würden die Kulturschaffenden als Erfolg ansehen. "Wir brauchen einen Kulturentwicklungsplan für die Stadt", sagte Thomas Flocken vom Schauspielkollektiv Lüneburg.

In einer weiteren Veranstaltung soll geklärt werden, wie weit die Pläne für eine künftige Nutzung der alten Musikschule fortgeschritten sind.