Schlechter Handyempfang und langsames Internet: Schon bis Ende des Jahres will Vodafone für gute Verbindungen im “Tal der Ahnungslosen“ sorgen.

Lüneburg. Das digitale "Tal der Ahnungslosen" liegt im Landkreis Lüneburg. Internet im Schneckentempo und schlechter bis gar kein Handyempfang sind untrügliche Zeichen dafür, dass das moderne Zeitalter noch nicht überall hin vorgedrungen ist. "Ehrlich gesagt, mag ich es nicht akzeptieren, dass das der Preis für ein ländlich-idyllisches Wohnumfeld sein soll", sagt ein Neubürger in Boltersen. Wie ihm geht es vielen im Kreis, die an ihrem Wohnort abseits Lüneburgs von schnellen Internetanschlüssen nur träumen können. Genaue Zahlen über die Unterversorgung gibt es nicht.

Der Anbieter Vodafone versucht jetzt, die Lücken so gut wie möglich zu schließen. Er hat den Zuschlag von der niedersächsischen Landesregierung für den Ausbau des Netzes mit Hilfe der nächsten und leistungsstärkeren Generation der Mobilfunktechnik in den Kreisen Lüneburg, Lüchow-Dannenberg und im Heidekreis erhalten.

Die Technik heißt LTE (Long-Term-Evolution) und sendet auf den Frequenzen, über die einst terrestrische TV- und Radiosignale von Funktürmen zu den Empfängern geschickt wurden, als Fernsehen und Radio noch nicht digitalisiert waren. Ein gigantischer Datenstrom macht künftig das schnelle und mobile Internet möglich.

Die gute Nachricht: "Bis Ende des Jahres sind wir mit dem Ausbau so weit, viele weiße Flecken werden verschwinden", sagt Markus Schlabinger von Vodafone. Die schlechte ist indes: Nicht alle werden getilgt werden können.

"Das wird im Rest der Republik nicht anders sein. Es ist ein hehres, aber auch teures Ziel, den einsamsten Bauernhof mit schnellem Internet zu versorgen, auch wenn es technisch möglich ist", so Schlabinger. Wo das digitale Zeitalter im Landkreis noch immer nicht ankommen wird, sei im Moment noch nicht klar: "Wir müssen erst einmal die Infrastruktur aufbauen."

Vodafone hatte bei der Frequenzauktion der Bundesnetzagentur im vergangenen Jahr 19 Frequenzblöcke für LTE ersteigert und ist jetzt in der Lage, ländliche Regionen mit mobilem Internet in Breitbandqualität zu versorgen. Zurzeit verhandelt das Unternehmen über die künftige Nutzung von mehr als einem Dutzend Funkmasten im Landkreis. "Wir greifen auf die Türme zurück, auf denen schon Mobilfunkstationen installiert sind und modernisieren sie", so Schlabinger. Dazu gehören auch Anlagen anderer Anbieter: "Sobald wir die neue Technik auf ihnen installiert haben, werden auch die Funklöcher weniger, wenn ein Turm in der Nähe ist."

Schlabinger sagt über die physikalischen Möglichkeiten der neuen Technik, dass sie große Bandbreiten für den Datentransfer in einem Radius von bis zu acht Kilometer rund um einen Funkmast möglich mache: "Die Zukunft wird noch mobiler, wenn Handys LTE-tauglich sind."

Laut Vodafone kann mit LTE das Zehn- bis Zwanzigfache der bislang erreichten Übertragungsgeschwindigkeiten erzielt werden. Das Minimum liege bei drei Mbit/Sekunde, so Schlabinger.

Das niedersächsischen Wirtschaftsministerium hatte im Vorjahr eine Förderung von mehr als 1,5 Millionen Euro aus dem zweiten Konjunkturmittelpaket der Bundesregierung für den Ausbau des schnellen Internets im Landkreis Lüneburg genehmigt. Insgesamt investieren Bund, Land und Vodafone 3,2 Millionen Euro. "Der Auf- und Ausbau unterliegt allerdings marktwirtschaftlichen Bedingungen. Dies bedeutet, dass nur dort von den Unternehmen in einen Ausbau der Infrastruktur investiert wird, wo ein ausreichendes Potenzial für den Rückfluss der eingesetzten Mittel gegeben ist", so der niedersächsische Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP). Schlabinger: "Wer das schnelle Internet über LTE im Landkreis Lüneburg nutzen will, muss daher Vodafone-Kunde werden."

Aus dem Wirtschaftsministerium heißt es weiter, das Unternehmen, das mit der zur Verfügung gestellten Förderung die meisten Endkundenanschlüsse mit der garantierten Datenrate von mindestens zwei MBit/Sekunde im Downstream und 128 Kbit/Sekunde im Upstream realisieren kann, habe den Zuschlag für den Netzausbau erhalten. Vodafone hatte für die Kreise Lüneburg, Lüchow-Dannenberg und den Heidekreis schließlich das wirtschaftlichste Angebot abgegeben.

Das Unternehmen habe einen Ausbauvorschlag unterbreitet, den es bis Ende 2011 umsetzen werde. Ziel der Landesregierung ist es nach Worten des Ministers, die digitale Kluft zwischen urbanen und ländlichen Räumen zu verringern, die Wettbewerbsfähigkeit ländlicher Unternehmen zu stärken und die Lebensqualität für die Bewohner ländlicher Gebiete zu erhöhen.

"Die zugesicherte Mindestdatenrate von zwei MBit/Sekunde pro Endkunde wird ab 2012 von der Landesregierung mit einer Verwendungsnachweisprüfung kontrolliert", so das Ministerium. Dann erst wird sich zeigen, wie viele Bürger, die zurzeit noch im Schneckentempo auf der Datenautobahn unterwegs sind oder im Stau stecken bleiben, das "Tal der Ahnungslosen" im Landkreis Lüneburg tatsächlich verlassen konnten und endlich auch am digitalen Zeitalter teilhaben können.