Bademeister und Kassenpersonal sind nahe an der Verzweiflung: Den Lüneburgern fehlt der Sommer und den Freibädern die Kundschaft.

Lüneburg. Bademeister und Kassenpersonal sind nahe an der Verzweiflung. Mal ist es zu kalt, seltener auch mal zu schwül, doch fast immer regnet es. Und statt ins Freibad zu gehen, bleiben die Menschen lieber zu Hause.

Peter Verdonck, Bademeister im Waldbad Salzhausen, nimmt es mit Humor: "Wie die Saison läuft? Mir kommen die Tränen!" Genaue Besucherzahlen liegen noch nicht vor. Doch die Einnahmen machen die Misere deutlich. Nur ein Drittel der Vorjahreskasse schlägt bislang zu Buche. Zwar habe es einige warme Tage gegeben, jedoch nie zusammenhängend - und nur bei längerer Hitze kämen richtig viele Besucher. Verdonck sagt: "Es geht nur sehr schleppend voran in diesem Sommer, der nicht da ist. So ist es aber vermutlich in allen Freibädern."

Da kann Bernd Holler, Betriebsleiter des Freibads Adendorf, nur zustimmen: "Wenn es jetzt mal warm wird, haben wir ungefähr 500 Besucher an einem Tag, meistens sind es aber nur 200. Damit kamen wir bisher auf 60 000 Gäste und es sind nur noch vier Wochen Saison." Normal seien 100 000, in einem Rekordjahr habe es sogar einmal 137 000 Besucher gegeben. Davon sei 2011 weit entfernt, "dabei hat die Saison noch recht gut angefangen."

"Auch im Freibad Hagen läuft es nicht so toll", sagt Schwimmmeister Stephan Blischnok. Und Kerstin Steckmann, zuständig für die Kasse, stimmt zu: "2010 hatten wir zu diesem Zeitpunkt des Jahres 74 000 Karten verkauft, jetzt sind es nur 50 000."

Auch die Ferienzeit bringt keine Verbesserung der Situation. "Einige unserer Stammgäste sind verreist. Deshalb sind es manchmal andere Gesichter, die wir sehen, aber mehr werden es deshalb auch nicht", sagt Verdonck. Kollege Holler bestätigt, dass hauptsächlich die Sportschwimmer mit ihren Saisonkarten auftauchen. Die sind zwar jeden Tag da, aber auch bloß für ihre paar Bahnen. Dann sei das Schwimmbad wieder leer.

Wenigstens die Kosten hielten sich im Rahmen. "Zum Glück - Wasser und Grünanlagen brauchen ihre Pflege unabhängig von den Besucherzahlen", sagt Holler. Das Waldbad Salzhausen bekommt seine Energie aus einem Blockheizkraftwerk: "Wir heizen zurzeit zwar mehr, zahlen aber denselben Festpreis wie immer. Unser Wasser ist jetzt statt den normalen 21 Grad 24 Grad warm", sagt Verdonck. Das freut vor allem die Frühschwimmer.

Stephan Blischnok hingegen macht eine andere Rechnung auf und spricht von höheren Kosten als üblich: "Alle Kosten, die für Reinigung, Personal und weitere Dienstleistungen anfallen, werden auf die Zahl der Besucher verteilt. Durch das kalte Wetter kommen weniger Besucher, also sind die Kosten pro Besucher in jedem Fall höher."

Doch auch, wenn das Geschäft brummt, sind die Betriebskosten kaum zu decken, wie Bernd Holler erläutert: "Die Kosten werden diese Saison nicht gedeckt, genauso ist es aber in jeder anderen Saison auch. Ein Freibad ist keine Einnahmequelle, sondern ein Luxus für die Gemeinde. Ein Service, den wir für die Bürger vorhalten." Kostendeckend sei nur eine Saison mit sehr schönem Wetter und hohen Besucherzahlen.

Auch mit Sonderaktionen lassen sich kaum mehr zusätzliche Besucher locken. "Wir haben ein spontanes Piratenfest gefeiert, mit dem wir hofften, Besucher anzulocken. Das ist buchstäblich ins Wasser gefallen", erzählt Peter Verdonck. Sein Kollege Holler ist von derartigen Aktion ohnehin nicht überzeugt: "Wir könnten an alle Kinder gratis Pommes verteilen und es käme trotzdem keiner. Es geht am Ende doch nur ums Schwimmen. Das will niemand, wenn das Wetter nicht passt."

Auch eine Saisonverlängerung könne da nichts bewirken. Verdonck sagt: "Für die Sportschwimmer könnten wir sogar im November bei Wind und Wetter öffnen. Doch andere Gäste kämen nicht." Stephan Blischnok bleibt Optimist: "Wir können in dieser Saison sicherlich nicht mehr mit großen Einnahmen rechnen. Aber wenn das Wetter besser wird, verlängern wir die Saison vielleicht doch um zwei Wochen - als Schmankerl für die Besucher."

Und so hofft er, dass die Temperaturen und damit die Besucherzahlen noch einmal steigen. Blischnoks Adendorfer Kollege Bernd Holler hingegen hat diese Saison im Grunde schon abgehakt: "Fast alle Wetterberichte sagen für die nächsten Wochen schlechtes Wetter voraus, es sieht also nicht gut aus. Wir können nur hoffen."