“Wir machen keinen Wahlkampf für bestimmte Parteien, sondern Werbung dafür, das Kreuz nicht bei einer rechten Partei zu machen.“

Lüneburg. Klein, quadratisch und mit einer klaren Botschaft ausgestattet sind die mehr als 20 000 Bierdeckel, die derzeit in vielen Lüneburger Kneipen zum Einsatz kommen. Zu sehen sind darauf Mitglieder des Lüneburger Bündnisses für Demokratie / Netzwerk gegen Rechtsextremismus in geselliger Runde, unter Schlagworten wie Solidarität und Freundschaft. "Keine Stimme für Nazis" steht in knallroten Lettern quer über die Rückseite.

"Die Idee ist nicht neu", sagt Lennard Aldag, Mitorganisator und Mitglied des Bündnisses. In Lüneburg allerdings habe es bislang keine vergleichbare Aktion gegeben. Ziel ist es, die Lüneburger vor der Kommunalwahl am 11. September noch einmal bewusst für das Thema Rechtsextremismus zu sensibilisieren. "Wir machen keinen Wahlkampf für bestimmte Parteien, sondern Wahlwerbung. Nämlich dafür, das Kreuz nicht bei einer rechten Partei zu machen", erläutert Aldag.

"Wir haben die Werte, die uns wichtig sind, wie Toleranz und Offenheit vorn unter die Bilder geschrieben. Wer diese Werte teilt, kann gar nicht anders, als das zu tun, was auf der Rückseite steht, nämlich den Rechten keine Stimme geben", sagt Michael Elsner. Der Geschäftsführer der Neuen Arbeit Lüneburg findet das Engagement gegen Rechtsextremismus wichtig. "Wir müssen zeigen, dass die Rechten auch keine Konzepte haben, mit denen man die Konflikte unserer Zeit lösen kann."

Mit Sorge beobachten die Initiatoren der Bierdeckel-Aktion in Stadt und Landkreis Lüneburg die rechtsextreme Szene. Besonders vor der UWL, die unter anderem mit einem Sitz im Gemeinderat Amt Neuhaus vertreten ist, warnen die Organisatoren. Diese Gruppierung sei aus der NPD gesteuert und wolle die Zahl ihrer Mandate weiter ausbauen. Dagegen helfe nur Aufklärung und Information, sind Elsner und Aldag überzeugt. "Wenn die Bierdeckel zum Gesprächsgegenstand werden in den Kneipen, ist doch viel gewonnen. Es kommt auf jede Stimme an."

Finanziell unterstützt wird die Aktion mit Mitteln aus dem Familienministerium. Dort hatten die Organisatoren zu Beginn des Jahres ihr Konzept vorgestellt und den Zuschlag erhalten. Bei den Wirten trafen die Organisatoren auf positive Resonanz, viel Überzeugungsarbeit war nicht nötig. "Jeder, den wir gefragt haben, hat gleich mitgemacht", sagt Lennard Aldag. Mit dabei sind unter anderem das Café im Kloster Lüne, Schröders Garten, das Mälzer, das Pons, das Café im Kurpark und die Krone. Gastwirte, die sich noch an der Aktion beteiligen wollen, können sich an das Lüneburger Bündnis für Demokratie / Netzwerk gegen Rechtsextremismus wenden, am besten per E-Mail an lueneburg@dgb.de .

Vom 15. bis 25. August ist außerdem eine Veranstaltungsreihe in Lüneburg geplant. Neben einer Ausstellung im Glockenhaus, die auch von Schulklassen auf Anfrage besucht werden kann, gibt es Vorträge von Experten wie Andreas Speit, Olaf Meyer und Andrea Röpke. Weitere Informationen zum Veranstaltungsprogramm der Reihe im Internet.

www.netzwerk-gegen-rechts.net