Die Anlage in Brietlingen misst bis zu 200 Temposünder pro Woche. Der Kreis Lüneburg setzt daher weiter auf die Verkehrs-Überwachung.

Lüneburg. Aus wirtschaftlichen Gründen hat der Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt das Blitzen von Temposündern eingestellt. Starenkästen wurden bereits abgebaut, das mobile Überwachungsfahrzeug wird jetzt abgeschafft, weil sich die Geschwindigkeitsmessung für den Kreis nicht mehr rechnet, die Kosten die Einnahmen übersteigen. Derartige Pläne hat der Landkreis Lüneburg nicht. Es wird weiter geblitzt und das scheint sich auch durchaus zu lohnen.

"Wir haben eine andere Struktur als der Landkreis in Sachsen-Anhalt", so Harald Fichtner, Sprecher des Landkreises Lüneburg. Im Salzkreis, zwischen Magdeburg und dem nördlichen Harzrand gelegen, blitzen auch die Gemeinden, während die kommunale Geschwindigkeitsüberwachung im Kreisgebiet Lüneburg nur in der Hand der Kreisverwaltung liegt. So fließen die Einnahmen ausschließlich in die Kreiskasse.

Sechs stationäre Überwachungsanlagen betreibt der Kreis: je zwei an der Ostumgehung nahe den Anschlussstellen Lüneburg-Nord und Erbstorf, an der Bundesstraße 209 in Etzen bei Amelinghausen und ebenfalls an der Bundesstraße 209 in Brietlingen-Moorburg. Dazu kommen ein mobiler Blitzer in einem Fahrzeug des Landkreises und eine Videokamera. Fünf Vollzeitmitarbeiter und ein freier Mitarbeiter messen täglich in drei Schichten und am Wochenende mit dem Wagen. Zudem stehen sie vor allem im Sommer mit der Kamera vor Schulen, Kindergärten, Altenheimen und in 30-Zonen, um Temposünder zu erwischen.

Kreissprecher Fichtner sagt, ein stationärer Blitzer koste rund 60.000 bis 80.000 Euro, je nach Standort. Der Preis für ein mobiles Gerät liege bei mehreren 10.000 Euro, der für den Videoblitzer bei rund 35.000 Euro.

Dirk Bonow, der als Fachdienstleiter Straßenverkehr bei der Kreisverwaltung für die Tempomessungen verantwortlich ist, sagt, es werde nur an Stellen überwacht, die als Unfallschwerpunkte gelten. "Ein Blitzer kann nicht alles verhindern, aber dort wo wir blitzen, passiert weniger." Auch wenn die Überwachung wirtschaftlich ein leichtes Plus von mehr als 100.000 Euro im Jahr bringe, so werde der Kreis nicht reich damit, sagt Bonow. "Das Geld muss reinvestiert werden für die Technik. So wurde unser Überwachungswagen schon 1992 gebaut. Er müsste ersetzt werden." Allerdings habe der Kreistag das bislang nicht genehmigt, räumt er ein.

Bonow, der neben Vertretern der Polizei der Verkehrssicherheitskommission im Landkreis angehört, betont, bei den Tempomessungen würden ohnehin nicht die wirtschaftlichen Rendite im Vordergrund stehen, auch wenn sich besonders die Starenkästen rechneten. "Es geht uns in erster Linie um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer. Wir haben sehr viele kritische Ecken im Kreisgebiet." Dass die Kontrollen notwendig seien, zeigten etwa 30.000 Geschwindigkeitsübertretungen im Jahr, so Fichtner.

"Wir blitzen hauptsächlich dort, wo bauliche Veränderungen zum Entschärfen eines Unfallschwerpunktes nicht möglich sind", sagt Bonow. An der B 209 bei Etzen sei es etwa nicht machbar, die dort notwendigen Leitplanken zu installieren. "Die Straße hat einen Alleecharakter, an der die Bäume sehr eng stehen." Auf der Strecke komme es immer wieder zu riskanten Überholmanövern, von denen viele tödlich endeten. "Sie sind weniger geworden, seitdem die Starenkästen stehen." Der Blitzer an der Ostumgehung, Ausfahrt Erbstorf, sei ihm zufolge nötig gewesen, weil die Kurve an der Stelle zu schnell durchfahren worden sei. Folgen waren Unfälle und Staus. "Mit dem Blitzer verhindern wir so auch einen Verkehrsinfarkt in der Stadt." Die Anlage an der Anschlussstelle Lüneburg-Nord erfüllt nach Bonows Aussage einen anderen Zweck. "Das Tempo der Fahrzeuge, die von der Autobahn kommen, wird gedrosselt, weil die Fahrbahn im weiteren Verlauf enger und gefährlicher wird."

Die beiden jüngsten Blitzer stehen in Brietlingen-Moorburg. "Viele Fahrer akzeptieren an der Stelle die vorgeschriebenen 50 km/h nicht. Es gab immer wieder Unfälle." Bis zu 200 Autofahrer tappen in Brietlingen in der Woche in die Radarfalle.

Kai Richter, Sprecher der Polizeiinspektion Lüneburg, hält Radarkontrollen für sinnvoll. "Der Appell an die Vernunft reicht leider bei vielen nicht aus. Erst wenn Bußgeld fällig wird, zeigt sich eine Wirkung", sagt er. Die Erfahrung der Polizei zeige, wie aktuell bei den verstärkten Radfahrerkontrollen in Lüneburg, dass Ermahnungen alleine nicht wirkten.

Überhöhte Geschwindigkeit sei nach wie vor eine der Hauptunfallursachen, so Richter. "Die Messergebnisse zeigen das Problem, wenn Fahrer mit 210 km/h auf der Autobahn oder mit 70 Kilometer in der Stunde vor Schulen erwischt werden." Deshalb ist die Polizei ebenfalls im Kreis unterwegs und blitzt Temposünder.