Das Institut für Werkstoffforschung am Helmholz-Zentrum in Geesthacht hat Wissenschaftler aus 24 Nationen nach Lüneburg geholt.

Lüneburg. Noch bis heute tagen 150 Wissenschaftler aus Australien, den USA, Asien und Europa hier. Sie beschäftigen sich mit der Frage, welche Werkstoffe in Zukunft den Fahrzeugbau dominieren werden.

"Leichter, fester und mit höherer Wärmetoleranz - solche Materialien suchen wir", sagt Professor Karl Ulrich Kainer, Leiter des Instituts für Werkstoffforschung am Helmholtz-Zentrum. Neue Legierungen, neue Materialien und neue Technologien, um diese Werkstoffe zu verarbeiten - darum geht es im Bereich der Materialforschung. "In Zukunft wird der Materialmix zwischen unterschiedlichen Werkstoffen eine immer größere Rolle spielen. Auch dafür brauchen wir neue Technologien", sagt Professor Kainer.

Ziel der Experten ist es, dem in einigen Bereichen bereits drohenden Rohstoffmangel vorzubeugen und Materialien zu entwickeln, die deutlich leichter sind als die bisher verwandten Werkstoffe. Vor allem im Fahrzeugbau spielt diese Anforderung eine große Rolle. "Uns geht es darum, Energie einzusparen - und das sowohl bei der Herstellung als auch bei seinem Betrieb. Auch das Recycling muss gewährleistet sein, denn sonst geht die zuvor erarbeitete Energieeinsparung wieder verloren. Herstellungsprozesse wurden in der Vergangenheit nicht immer auf ihren Energieverbrauch untersucht. Das wird unter dem Druck teilweise drohender Rohstoffmangelsituation aber zum Thema werden", meint Kainer.

"Der Leichtbau bei der Herstellung von Fahrzeugen ist deshalb ein großes Thema. Es gilt sowohl im Bereich der Automobilindustrie als auch im Flugzeugbau und bei der Herstellung von Schienenfahrzeugen. Vom Sitz bis zur Karosserie, überall gibt es noch Einsparpotenzial", sagt Professor Kainer. Neue Werkstoffe findet der Forscher dabei heutzutage nicht mehr in erster Linie im Praxistest. "Wir können heute alle Modellversuche am Computer simulieren. Nichts geschieht mehr durch Zufall, heute sind nahezu alle Werkstoffe und ihre Eigenschaften genau dokumentiert. Sie können neue Materialien schon in ihrem Entstehungsprozess beobachten, bevor Sie den neuen Werkstoff in der Praxis testen", sagt Kainer.

Doch auch diese Forschung kostet Geld. "Mehrere Forscher innerhalb unseres Hauses kooperieren bezüglich eines Themas, sie bilden eine Forschungsplattform. Wir versuchen Fördermittel einzuwerben, denn ansonsten ist unsere Forschung erst verwertbar, wenn sie marktreif wird. Und fünf bis zehn Jahre Forschungsarbeit an einem Projekt, das ist keine Seltenheit", erklärt der Professor.

Für das Elektromobil sieht er übrigens auf unseren Straßen kein allzu großes Potenzial, auch wenn der französische Automobilkonzern Renault soeben eine neue Generation von technisch optimierten Elektroautos mit größerer Reichweite vorgestellt hat. "Die Infrastruktur für das Elektromobil aufzubauen ist schwierig. Und vor allem die Batterien müssen noch leichter werden", meint er - für ihn hat das Hybrid-Fahrzeug die Nase vorn. "Der Käufer will ein gutes, aber preiswertes Fahrzeug. Die Energieersparnis steht für ihn noch nicht im Vordergrund. Das wird sich aber möglicherweise ändern, wenn der Spritpreis ständig weiter steigt", sagt Kainer.