“Der Pflegeplan für das Gebiet wird alle zwei Jahre aktualisiert, weil die Natur sich ändert“, erklärt der Bund-Vorsitzende.

Lüneburg. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund) mit Sitz in der Gipse am Kalkberg in Lüneburg kann sich eine erneute Zusammenarbeit mit dem privaten Ziegenhalter Eckhart Schöne nicht vorstellen. Zu oft habe er gegen Auflagen verstoßen, sagte Bund-Vorsitzender Helmut Dammann. Zudem seien die Anforderungen an die Beweidung des Berges gestiegen, eine Einigkeit über ein neues Konzept aber konnten Bund und Ziegenhalter nicht finden.

Jahrelang hatte Schöne, 69, seine Hinter der Sülzmauer im "Zicken-Garten" lebenden Tiere im Auftrag des Bund durch das Naturschutzgebiet getrieben. Vor gut zwei Jahren kündigte der Verein den Vertrag. Gründe laut Schreiben vom 23. Januar 2009: "kontroverse Standpunkte zur tiergerechten Ziegenhaltung" und die vergeblichen Versuche, sich über Haltung, Arbeitsteilung, Fütterung und Zuständigkeiten zu einigen.

Die Konsequenz: Schöne darf seitdem seine Ziegen nicht mehr über den Berg führen. Bis zu einem Bußgeldbescheid des Landkreises im Frühjahr dieses Jahres hat er es jedoch weiter getan. Die Stadtverwaltung hat Schöne unterdessen mehrfach aufgefordert, die Anzahl seiner Ziegen zu reduzieren. Den Auflagen ist er bislang nicht nachgekommen.

Auf Nachfrage nennt Bund-Vorsitzender Dammann die Gründe die Kündigung des Vertrags mit Eckhart Schöne: "Der Pflegeplan für das Gebiet wird alle zwei Jahre aktualisiert, weil die Natur sich ändert." Die Kennzeichnung der Biotope sei in der Zwischenzeit vorangeschritten, das habe Folgen für die Beweidung. Dammann: "Die Ansprüche steigen, die Anforderungen sind andere geworden. Da ist es nur konsequent, auch anders zu beweiden."

So sollen zwei Biotope mittlerweile nicht mehr beweidet werden, sagt Dammann. Sondern nur die Südhänge - dort werden gezielt Holunder, Flieder und Birken entfernt - und zunächst noch der Waldsaum. "Sonst nichts", sagt Dammann. "Das ist eine sehr diffizile Angelegenheit." In den vergangenen zwei Jahren habe eine Gruppe aus zehn Leuten regelmäßig innerhalb der vegetationsfreien Zeit zwischen November und März per Hand entkusselt, mit Ehrenamtlichen des Bund sowie des Alpenvereins. Dammann: "Damit können wir den Status Quo erhalten."

Eine Beweidung durch Ziegen sei aber "durchaus sinnhaft", sagt auch der Bund-Mann. Denn sie könnten auch während der Vegetationsperiode laufen. Vor drei Jahren habe der Verein daher versucht, gemeinsam mit Schöne ein neues Konzept für die Beweidung zu entwickeln. Doch Schöne habe mehrfach abgelehnt.

"Frustrierend, bedauerlich und misslich" nennt Dammann die Tatsache, dass sich in den vergangenen Jahren der Begriff "Zickenkrieg" in der Öffentlichkeit verbreitet habe. Unter der Internetplattform Facebook versammeln sich unter der Überschrift "Zickenzoff am Kalkberg" Unterstützer von Eckhart Schöne. Dammann dagegen sagt: "Das schadet der Sache und gefährdet unsere Arbeit. Die Ziegen sind nur eine Randerscheinung des gesamten Pflegekonzepts Kalkberg. Wir müssen uns ständig gegen Halbwissen und Unwahrheiten wehren."

Bereits seit zwei Jahren plant der Verein die Einrichtung einer eigenen Kleinstherde von zwei bis vier Tieren. Jetzt liegen die Arbeiten für den neuen Ziegenstall in den letzten Zügen, sagt der Vorsitzende, Ende des Monats würden die Zäune gesetzt. Doch wann die Tiere kommen werden, steht noch nicht fest: ob noch vor dem Winter oder erst im nächsten Frühjahr. Den entsprechenden Sachkundenachweis werde der Verein dann einholen. "Das ist dann zwingend", sagt Dammann.

Der Bund-Vorsitzende sagt heute, hätte Eckhart Schöne sich nach dem ersten Schreiben der Stadtverwaltung vor anderthalb Jahren bereits an die Auflagen gehalten, wäre eine weitere Zusammenarbeit kaum ein Problem gewesen. Jetzt aber, nach fast zwei Jahren "Entfremdung und giftiger Stimmung wegen permanenten Regelwidrigkeiten" ist für Helmut Dammann der Zug abgefahren, sich mit Eckhart Schöne zu einigen.

Der Betroffene selbst hatte gegenüber der Rundschau den Wunsch nach einem Gespräch mit dem Bund geäußert. Dammann aber sagt: "Wir haben das Angebot vor zwei Jahren gemacht. Es ist uns nicht gelungen, mit ihm auf einen grünen Zweig zu kommen." Der Bund müsse sich an den Pflegevertrag mit der Stadt und der Unteren Naturschutzbehörde halten. "Wir haben jetzt eine eigene Organisationsstruktur aufgebaut. Die Karawane ist weitergezogen."