Oldershausener fühlen sich von der Internetwelt abgeschnitten. Mehr als 220 Bürger fordern schnellere Verbindung

Oldershausen. Das Internetzeitalter ist in Oldershausen in den Kinderschuhen stecken geblieben. Die Datenautobahn in dem kleinen Binnenmarschdorf ist eine Kriechspur. Verbindungen kommen, wenn überhaupt, nur langsam zustande. "Wir sind von der Außenwelt abgeschnitten", sagt Jörn Lütjohann, der für schnellere Internetverbindungen in dem rund 450 Einwohner zählenden Dorf im Kreis Harburg kämpft.

Doch es gibt offenbar einen Silberstreif am Online-Horizont. Samtgemeindebürgermeister Rolf Roth macht Hoffnung: Die Samtgemeinde Elbmarsch erhalte eine Förderung von 72 000 Euro für den Ausbau des Breitbandnetzes, 8000 Euro müsse die Gemeinde Marschacht aus der eigenen Tasche dazugegeben, um in Oldershausen tätig werden zu können. "Bis Jahresende muss das Projekt abgeschlossen sein. Mit der Telekom wurden schon Verhandlungen geführt", so Roth. Der Konzern sei der einzige Anbieter, der bereit ist, das Glasfasernetz in der Elbmarsch zu erweitern.

Leidtragende unter dem aktuellen technischen Rückstand sind Lütjohann zufolge vor allem die rund 15 Selbstständigen im Ort, die auf den schnellen Datentransfer angewiesen sind. Und die Kinder, die von zu Hause kaum Referate für die Schule vorbereiten können, weil Bilder und Grafiken oft stecken bleiben. Die Leitungen sind uralt.

"Die Situation ist nicht länger zumutbar", so Lütjohann, der eine Unterschriftenaktion für eine moderne Internetanbindung gestartet hat. Mehr als 220 Oldershausener haben unterzeichnet. Ein Pfund, mit dem sich wuchern lasse, um einen Internetanbieter ins Dorf zu locken, sagt er.

Es gibt zwar die Möglichkeit im Ort ins Netz zu gehen, aber Verbindungen kommen meistens gar nicht erst zustande, weil der Datenfluss nur schleichend funktioniert und schließlich abreißt. Lütjohann: "Die derzeitige Internetverbindung liegt bei 384 Kilobit (Kbit) pro Sekunde, in seltenen Fällen sind es auch mal 768. Damit ist etwa ein Update für ein Navigationsgerät unmöglich." An Surfen, Herunterladen von Musik und Anschauen von Filmen im World Wide Web sei ohnehin nicht zu denken.

Die Werte in Oldershausen liegen weit unter dem, was die Breitbandinitiative Niedersachsen als Mindestmaß vorgibt. Eine Geschwindigkeit von zwei Megabit/Sekunde wird heutzutage im Land Niedersachsen von der Breitbandinitiative als Untergrenze angesehen.

"Alle Gebiete mit Internetzugängen unterhalb dieser Zugangsgeschwindigkeit gelten als unterversorgt", so die Initiative. In dieser haben sich die Landesministerien für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung, der Landkreistag, der Städte- und Gemeindebund sowie der Städtetag zusammengeschlossen, um die sogenannten "weißen Flecken" auf der Landkarte bei der Versorgung mit schnellen Internetzugängen zu minimieren und den Ausbau des dafür nötigen Breitbandnetzes vor allem im ländlichen Raum zu fördern.

Im Gegensatz zum Kreis Harburg wird der Landkreis Lüneburg flächendeckend erschlossen. Finanziert wird der Ausbau des schnellen Internets mit Mitteln des Konjunkturpakets II, das die Bundesregierung 2009 während der Wirtschaftskrise aufgelegt hatte. Die Bundesregierung kündigte an, den Breitbandausbau anzukurbeln und möchte, dass bald jedem Bürger mindestens ein Megabit Bandbreite (vergleichbar mit einem DSL 1000-Anschluss) zur Verfügung stehen soll.

Rund 60 Millionen Euro fließen in den Breitbandausbau in Niedersachsen. Dadurch sollen mehr als 100 000 neue Breitbandanschlüsse geschaffen werden. So baut Vodafone das sogenannte Breitband-Cluster Heide aus. Es umfasst die Kreise Soltau-Fallingbostel, Lüneburg, Uelzen und Lüchow-Dannenberg. Zwar erhalten in diesem Gebiet rund 24 000 Haushalte einen schnellen Anschluss, weitere 9000 Haushalte gehen aber leer aus.

"Es nervt", sagt Bauer Alex Dittmer zur Situation in Oldershausen. Denn auch die Landwirtschaft sei inzwischen auf stabile und schnelle Internetverbindungen angewiesen. Weil der Verbindungsaufbau in seinem Betrieb aber sehr lange dauert, vergeude er wertvolle Zeit am Computer. Denn Kontakte zu Kunden, Futtermittelherstellern, Preisentwicklungen auf dem Vieh- und Getreidemarkt, Infos über die Tierzucht liefen fast nur noch online, so Dittmer.

Bürgermeister Roth kennt die Probleme mit der schlechten Versorgung, die es auch im wenige Kilometer von Oldershausen entfernten Gewerbepark Eichholz gibt: "Technisch ist alles eingerichtet, die Leitungen liegen, aber das schnelle Internet funktioniert nicht."

Bis das Problem gelöst ist, wird die Datenautobahn über Funk von einer nahen Fabrik, die einen DSL-Anschluss hat, ins Gewerbegebiet umgeleitet. "Wir arbeiten mit einer Richtfunkantenne. Die Verbindungen sind stabil", sagt Roth. Sobald schnelle Verbindungen in Eichholz möglich sind, könnte der Funkturm umgesetzt werden, um dann vorerst Oldershausen zu versorgen."

Akzeptabel sei die Situation im Marschachter Ortsteil nicht. Roth: "Heutzutage gehört ein schneller Internetanschluss genauso zur Grundversorgung wie eine Wasserleitung." Da es im Gebiet der Samtgemeinde neben Oldershausen weitere "weiße Flecken" gebe, werde überprüft, wie diese beseitigt werden können. "Aber das kostet viel Geld. Trotzdem wird das moderne Internetzeitalter überall in die Elbmarsch kommen, wenn auch nur in kleinen Schritten", so Roth.