Spekulationen um vergrabenen Giftmüll in Alt Garge. Hans-Heinrich Sander (FDP) will sicher gehen und ordnet Tests an.

Alt Garge. Das Land Niedersachsen wird in Alt Garge den Boden untersuchen, nachdem die Vermutung aufkam, Giftmüll könnte möglicherweise nahe dem Hafen im Erdreich vergraben worden sein. Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) kündigte während des ersten Spatenstichs für den neuen Elbdeich in dem Bleckeder Ortsteil am Dienstagabend an, dass Bodenproben genommen werden sollen.

Wie berichtet, hatte eine Anwohnerin auf der Internetseite des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie eine Lagerstätte für Altlasten in Alt Garge entdeckt, die zunächst mit einem hohen Gefahrenpotenzial gekennzeichnet war, Wochen später jedoch herabgestuft wurde. Der Verdacht kam auf, im Boden könnten PCB (Polychlorierte Biphenyle)-haltige Stoffe, die krebserregend sind, als Altlasten des ehemaligen Kohlekraftwerks der Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) lagern. Der Landkreis als zuständige Bodenbehörde und das Umweltministerium in Hannover wiesen den Verdacht zurück und erklärten, es bestehe keine Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung.

Die Aussage reicht den Grünen im Landtag nicht. Sie fordern eine Bodenuntersuchung, um sicher zu gehen. Fraktionsvorsitzender Stefan Wenzel hat eine Anfrage an die Landesregierung gestellt. ,,In den Jahren 1987/88 wurden die Anlagen bis auf wenige Reste abgerissen. Dabei wurden offensichtlich Teile der Anlagen und auch hochgiftige Transformatoren-Öle auf einer dort seit Jahrzehnten betriebenen werkseigenen Deponie vergraben", so Wenzel.

Er will von der Landesregierung wissen, auf welchen rechtlichen Grundlagen die Entsorgung von Betriebsabfällen und anderen Abfallstoffen wie Transformatoren-Öle auf dem Werksgelände oder auf Deponien erfolgte. Zudem interessiert ihn, wann, in welchem Umfang und mit welchen Ergebnissen Altlastenuntersuchungen an dem Standort durchgeführt und ob Sicherungs- oder Sanierungsmaßnahmen an der Altlast vorgenommen wurden. Auf Rundschau-Anfrage erklärt das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, dass nach Informationen aus einer gezielten Nachermittlung von 1990 folgende Abfallarten vermutet wurden: Hausmüll, Sperrmüll, Schrott, Bauschutt, Garten- und Parkabfälle, Trafo-Öle, Wärmeträge-Öle, polychlorierte Bi- und Terphenyle. Jedoch, so das Landesamt, habe sich nach einer schriftlichen Auskunft des Landkreises Lüneburg der Verdacht nicht bestätigt, dass Trafo-Öle und PCB im Boden von Alt Garge lagerten. Das hätten auch Zeugenbefragungen ergeben.

Ein Bericht über den Abriss der Anlage findet sich in der Chronik über das HEW-Kraftwerk des verstorbenen Alt Gargers Friedrich Grube. Er zitiert aus der HEW-Werkszeitschrift "Die Sammelschiene" vom Oktober 1987. "Abriss ist nunmehr die genehmigte und geordnete Entsorgung aller Materialien und die Wiederanpassung des Geländes an sein natürliches Umfeld. Viele Genehmigungen mussten eingeholt werden, bis sichergestellt war, wo die 70 000 Kubikmeter Bauschutt, Altöle und Sonderabfälle, zum Beispiel Batteriesäure, entsorgt werden."