Bislang hält sich das Interesse an der Frauen-Fußball-WM in Grenzen. Die Gastwirte erwarten erst ab Viertelfinale dem Viertelfinale eine Zunahme.

Lüneburg. Man erinnere sich: vor einem Jahr, Fußball-WM der Männer. Überall Fahnen, überall Fernseher, geschmückte Autos und gegrölte Hymnen. Und jetzt? Seit Sonntag läuft die Frauen-Fußball-WM. Im eigenen Land, und noch dazu haben "unsere" Mädels große Chancen auf den Pokal. Trotzdem scheint das Ganze kaum jemanden zu interessieren, Public Viewing wird nur vereinzelt angeboten. Wieso eigentlich?

"Das ist eine gute Frage", meint Martin Zießnitz von der Lüneburg Marketing. "Irgendwie kam diesmal nichts zustande." Das Gleiche sagt Heiko Meyer, Vorsitzender des Lüneburg City Managements (LCM): "Eigentlich sollte was passieren, aber irgendwie ist das eingeschlafen." Kein Flyer, keine Aktionen, kaum Public-Viewing.

"Traurig", findet das auch Christos Dovas, Inhaber des Comodo, "aber es ist nun mal so, dass die Nachfrage das Angebot bestimmt." Und die gebe es schlichtweg nicht: "Es kommen eigentlich nur Stammgäste, es gibt kaum Reservierungen."

Genau die brauchen die Gastronomen aber, um größere Fernseher oder Leinwände aufzustellen. "Es entstehen ja auch eine Menge Kosten", heißt es vom Café Central, "wenn wir keine Reservierungen haben, dann können wir nicht extra was aufbauen." Deshalb würden nur die ohnehin drinnen vorhandenen Fernseher genutzt. Wenn mehr Nachfragen kämen, würde auch das Angebot erweitert.

Im Hause Mälzer will man ebenfalls abwarten. "Bei uns kollidierten einige Spiel-Termine mit Terminen in Schröder's Biergarten", erklärt Geschäftsführer Reppe. "Wenn überhaupt, werden wir zum Halbfinale hier vor Mälzer's Brauhaus einen Fernseher aufstellen. Wenn die deutsche Mannschaft noch dabei ist und das Wetter passt." In Schröder's Garten sei nichts geplant: Der Aufwand sei dort zu groß.

Draußen gucken wird man demnächst aber auf dem Schrangenplatz können: "Ich habe meinem Elektriker gerade gestern Bescheid gesagt, dass er das anschließen soll", sagt Inhaber Dovas. Dann habe er fünfzig bis sechzig Plätze für Frauenfußball-Freunde, die auch draußen jubeln könnten. "Dann muss das Wetter aber wieder besser werden." Zusätzliche Kosten entstünden ihm nicht, weil er ohnehin des teuersten Sky-Vertrag habe: "Wir dürfen überall zeigen, auch auf dem Schrangenplatz."

Sollte das Wetter so durchwachsen bleiben, gibt es aber drinnen im Comodo jede Menge Bildschirme zum Mitfiebern: Auf zwei Leinwänden und fünf Fernsehern kann Sport geguckt werden. Interessiert seien die Besucher aber nur an Männer-Fußball, erklärt Inhaber Dovas: Bundesliga, EM, WM. "Auch U17- oder U19-Spiele interessieren niemanden mehr, genauso wenig wie Formel 1 oder Tennis." Gerade laufe Wimbledon, und es gucke ein einziger Gast zu. Früher sei bei solchen Turnieren "die Hütte richtig voll" gewesen.

Also ist WM, und keiner geht hin? Abwarten: Wenn die deutsche Mannschaft im Turnier bleibt, wird die Euphorie noch kommen, davon sind alle überzeugt. "In den nächsten Spielen wird es sicher noch interessanter", glaubt Heiko Meyer von LCM. Er selbst bietet in seinem Lokal, dem Coffee Shop No. 1 an der Ecke Schröderstraße/Untere Schrangenstraße, derzeit kein Public Viewing an. Noch. "Bei der Männer-WM letztes Jahr habe ich erst auch nicht mitgemacht", erzählt er, " aber auf einmal ging das so richtig los, und dann haben wir natürlich auch einen Fernseher aufgestellt." Da er keinen Sky-Vertrag habe, müsse er dann zusätzliche Gema-Gebühren bezahlen, "und das muss sich natürlich lohnen." Trotzdem hofft Meyer darauf, dass bei der Frauen-WM der Hype noch kommt. "Schließlich ist das eine Bereicherung und ich bin stolz darauf, so eine tolle Mannschaft zu haben."

Auf den Hype warten auch noch andere. Denn auch der Absatz von Fanartikeln ist derzeit noch mehr als mau. "Wir haben Trikots, Fahnen, Käppis, Hüte, Ketten, Ohrringe und eine Menge mehr", erzählt beispielsweise Florian Bautsch aus der Karstadt Sport-Abteilung. "Das verkauft sich zwar schon, aber nicht so stark wie letztes Jahr." Auch er glaubt an eine positive Entwicklung: "Wenn die weiterkommen, dass kommt auch die Begeisterung."