Heute ist es soweit. Lüneburg erlebt etwas, das die Stadt nur alle paar Jahre erlebt: Polizeibeamte werden ein besetztes Haus räumen.

Werden im Zweifel Menschen aus den Zimmern tragen, wie sie sonst Menschen von Straßen getragen haben, die gegen Nazi-Aufmärsche demonstriert haben, oder Menschen von Gleisen getragen haben, die gegen Castor-Transporte und Atomkraft demonstriert haben.

Das besetzte Grundstück rund um die Frommestraße 2 war in den vergangenen Wochen ein bunter Beweis für eine vorhandene alternative junge Szene in der Stadt, die in den Vorjahren immer wenig im Fokus war und zuletzt in der Diskussion um Bauwagenplätze wieder in den Vordergrund rutschte. Sympathisch waren der Protest und die Umnutzung des Geländes durch die jungen Leute, stand dem Viertel gut zu Gesicht - und dennoch handelte es sich unbestritten um einen strafrechtlicher Akt: Hausfriedensbruch. Das lässt sich bei aller Sympathie nicht wegdiskutieren.

Wenn der Eigentümer nun sein Haus abreißen lassen will, ist das sein gutes Recht. Die fröhliche Pippi-Langstrumpf-Zeit an der Frommestraße 2 ist vorbei. Das ist irgendwie schade, aber war von vornherein vorauszusehen. Jetzt geht es darum, die Situation nicht eskalieren zu lassen. Dabei sind alle Beteiligten gefragt: Besetzer, Polizisten, Eigentümer, Verwaltung. Bitte, bleibt alle friedlich. Eine Eskalation stünde dem Viertel nicht so gut zu Gesicht wie das bunte Haus es tat.